Discussion:
Stromschlag im Schimmbad/See/Hafenbecken/Meer
(zu alt für eine Antwort)
Johann Maar
2008-05-26 14:47:32 UTC
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Hallo,

ich will mal fragen, wie gefährlich eigentlich ein 230V Kabel mit
blanken Enden in einem Schwimmbecken, einem mittleren See, einem
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben. Doch wie
verhält sich das in größeren Gewässern. Können 230V da noch viel
ausmachen bei einer üblichen Stromversorgung/Sicherungsschutz einer
solchen Leitung?
Was passiert überhaupt mit Menschen im größeren Gewässer, werden diese
zwangsläufig "durchströmt"?

Viele Grüße,
Johann
Jan Bruns
2008-05-26 16:19:18 UTC
Permalink
Post by Johann Maar
ich will mal fragen, wie gefährlich eigentlich ein 230V Kabel mit
blanken Enden in einem Schwimmbecken, einem mittleren See, einem
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben. Doch wie
verhält sich das in größeren Gewässern. Können 230V da noch viel
ausmachen bei einer üblichen Stromversorgung/Sicherungsschutz einer
solchen Leitung?
Was passiert überhaupt mit Menschen im größeren Gewässer, werden diese
zwangsläufig "durchströmt"?
Das wird davon abhängen, was Du da genau machst (Wechselspannung,
Abstand des Gegenleiters, Innenwiderstand der Spannungsquelle,
Salzgehalt des Wassers, usw.).

Da sich die Ladungsträger (Ionen) im Wasser einigermassen chaotisch
bewegen, ist das ganze auch schwer zu erfassen/vorherzusehen. So kann
man nicht einfach davon ausgehen, daß sich die Potentialdifferenz
auf einer Strecke im Wasser einigermassen gleichmässig auf eben diese
Strecke verteilt. Und ein auf dieser Strecke befindlicher Fleischklops
wird entsprechende Schätzungen auch weiter erschweren, wenn er nur
einen hinreichend signifikanten Anteil der Strecke ausmacht.

Gruss

Jan Bruns
Ralf Muschall
2008-05-26 16:45:52 UTC
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Post by Jan Bruns
Post by Johann Maar
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben. Doch wie
Nicht unbedingt, eventuell kommt vorher der FI (falls Du nicht das
Kabel
per Verlängerung im Flur angeschlossen hast (wozu Mörder
angenehmerweise
zu doof sind, wie vor ein paar Jahren aus der Zeitung zu entnehmen
war)).
Post by Jan Bruns
Das wird davon abhängen, was Du da genau machst (Wechselspannung,
Wohl weniger (abgesehen von der dann langsameren Korrosion der
Elektrode).
Post by Jan Bruns
Abstand des Gegenleiters, Innenwiderstand der Spannungsquelle,
Salzgehalt des Wassers, usw.).
Der Feldverlauf im Wasser sollte vom Salzgehalt unabhängig sein,
allerdings wird er durch den drinliegenden Menschen deformiert
(mehr zu dessen Ungunsten bei geringerem Salzgehalt).
Umgekehrt bildet das stromversorgte Wasser eine Spannungsquelle
mit Innenwiederstand (zu Ungunsten des Badenden bei hohem
Salzgehalt). Da das Ergebnis an den Endpunkten der Skala (ideal
isolierendes bzw. leitendes Wasser) Null ist, ist ein Pessimum
irgendwo in der Mitte zu erwarten, abhängig von der Leitfähigkeit
des Opfers (und eventuell von der Geometrie - glücklicherweise
bin ich in guter Näherung kugelförmig, was exakt berechenbar
ist, schlanke Menschen müssen das ausprobieren).
Post by Jan Bruns
Da sich die Ladungsträger (Ionen) im Wasser einigermassen chaotisch
bewegen, ist das ganze auch schwer zu erfassen/vorherzusehen. So kann
Das ist sicher das kleinere Problem, bei geringen Stromdichten sollte
Ohm gelten, und die nichtlineare Umgebung der Elektrode ersetzt man
durch eine Kugel und ein nichtlineares Bauelement in der Leitung.

Ralf
Klaus Siemer
2008-06-05 18:48:23 UTC
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Post by Jan Bruns
Post by Johann Maar
ich will mal fragen, wie gefährlich eigentlich ein 230V Kabel mit
blanken Enden in einem Schwimmbecken, einem mittleren See, einem
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben. Doch wie
verhält sich das in größeren Gewässern. Können 230V da noch viel
ausmachen bei einer üblichen Stromversorgung/Sicherungsschutz einer
solchen Leitung?
Was passiert überhaupt mit Menschen im größeren Gewässer, werden diese
zwangsläufig "durchströmt"?
Das wird davon abhängen, was Du da genau machst (Wechselspannung,
Abstand des Gegenleiters, Innenwiderstand der Spannungsquelle,
Salzgehalt des Wassers, usw.).
Da sich die Ladungsträger (Ionen) im Wasser einigermassen chaotisch
bewegen, ist das ganze auch schwer zu erfassen/vorherzusehen. So kann
man nicht einfach davon ausgehen, daß sich die Potentialdifferenz
auf einer Strecke im Wasser einigermassen gleichmässig auf eben diese
Strecke verteilt. Und ein auf dieser Strecke befindlicher Fleischklops
wird entsprechende Schätzungen auch weiter erschweren, wenn er nur
einen hinreichend signifikanten Anteil der Strecke ausmacht.
Hallo, ich habe den Thread gerade gelesen, dabei geht mir durch den Kopf: In
einem Durchlauferhitzer mit z.B. 21 KW liegen die elektrisch leitenden
Drähte mit 400 V. blank, unisoliert im Wasser. Nach einer kurzen Wegstrecke
fliesst das Wasser aus dem Hahn und ist für mich potentialfrei, auch wenn
ich ein schutzgeerdetes Gerät in der Hand halte. Dabei ist es egal, ob ich
am Sicherungskasten eine Phase abschalte. Ich habe mehrfach alte, 2 stufige
und moderne geregelte Durchlauferhitzer auseinandergenommen, die Drähte sind
blank im Wasser und brennen manchmal durch, es passiert nach aussen nichts,
nur die Leistung nimmt ab. Ehe Ihr mich zum Spinner erklärt, fragt einen
Installateur der die Dinger kennt.
Bei dem Föhn in der Badewanne würde ich damit er wirkt ,Schutzleiter und
Mittelpunktsleiter durchknipsen. Wenn nicht ist es eine Frage ob ich in der
Wanne niederohmiger zum Erdungspunkt im Haus bin als Mittelpunkts- und
Schutzleiter zusammen. Der Erdungspunkt im Haus ist der Punkt wo der
ankommende Mp mit einem Erder im Haus verbunden ist, und der Schutzleiter
erstellt wird. Bei dem Stromkabel im Meer passiert mir nichts, da ich sehr
weit von dem Erdungspunkt im Kraftwerk entfernt bin. Sollte aber das Kabel
nur angeschnitten sein und die Phase blank sein, dann werde ich mächtig
zitttern und die Fische an der Oberfläche still sein.
Gruß aus dem Rheinland
Klaus
Jan Bruns
2008-06-06 06:37:19 UTC
Permalink
Post by Klaus Siemer
Hallo, ich habe den Thread gerade gelesen, dabei geht mir durch den Kopf: In
einem Durchlauferhitzer mit z.B. 21 KW liegen die elektrisch leitenden
Drähte mit 400 V. blank, unisoliert im Wasser. Nach einer kurzen Wegstrecke
fliesst das Wasser aus dem Hahn und ist für mich potentialfrei, auch wenn
ich ein schutzgeerdetes Gerät in der Hand halte. Dabei ist es egal, ob ich
am Sicherungskasten eine Phase abschalte. Ich habe mehrfach alte, 2 stufige
und moderne geregelte Durchlauferhitzer auseinandergenommen, die Drähte sind
blank im Wasser und brennen manchmal durch, es passiert nach aussen nichts,
nur die Leistung nimmt ab. Ehe Ihr mich zum Spinner erklärt, fragt einen
Installateur der die Dinger kennt.
Tja, das wäre ja auch zu blöde, deshalb sterben zu müssen, weil
ein Durchlauferhitzerhersteller es vielleicht witzig fand, seine
Geräte unsicher zu konstruieren.

Zunächst mal ist anzumerken, daß die Verwendung von Drehstrom
so ein Gerät keinesfalls unsicherer machen wird, denn die grössere
Spannung herrscht ja nur zwischen Leiterpaaren, und man wird wohl kaum
ernsthaft argumentieren, daß das Wasserrohr gleichzeitig als
Hin- und Rückleiter einer über einen Menschen laufenden Stromschleife
fungieren kann:

Wasserrohr
################################################ ------
<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<I Men-
Post by Klaus Siemer
I sch
################################################ ------

Also kann man getrost darauf verzichten, sich hier jetzt für die höhere,
zwischen Leiterpaaren herrschende Spannung zu interessieren, und als
betrachtetete worst-case Annahme den Fall setzten, in dem das ausströmende
Wasser das Potential eines der 3 Drehstromleiterpotentiale führt (also
normale Netzspannung, 230V). Und genau das wird duch Verwenden aller
3 Phasen viel unwahrscheinlicher, als wenn man nur eine Phase und
Nulleiter verwendet.

Nehmen wir also an, eine Heizwendel im Durchlauferhitzer reisst.
Da dies oft nicht genau mittig passiert, kann das Wasser je nach
Aufbau dadurch beim ausfliessen aus dem Heizgefäss ein von
der Nullsumme abweichendes Potential haben, läuft aber weiter
durch ein geerdetes Rohr, bzw. vorher sowieso am Nulleiter vorbei.

Von daher ist es doch klar, daß Du da am Waschbecken nur
Nullpotential zu messen bekommst (oder hast Du etwa auch versucht,
den defektten Durchlauferhitzer falsch anzuschliessen?).
Post by Klaus Siemer
Bei dem Föhn in der Badewanne würde ich damit er wirkt ,Schutzleiter und
Mittelpunktsleiter durchknipsen.
Ja. Dürfte dann "besser" funktionieren. Ist aber nicht nötig. die Heizwendel
des Föns liegt ja nur auf einer Seite auf (nahe) Erdpotential. Den Schutzleiter
kannst Du eh' vergessen, den gibt's ja bei vielen Geräten (auch Föns) gar nicht.
Post by Klaus Siemer
Wenn nicht ist es eine Frage ob ich in der
Wanne niederohmiger zum Erdungspunkt im Haus bin als Mittelpunkts- und
Schutzleiter zusammen.
Nicht nur. Du meinst wahrscheinlich die Frage, wie goss
der durch den Körper fliessende Strom in Relation zum gesamten
Fehlerstrom ist. Dann verlässt Du dich aber ja darauf, daß ein
Fehlerstrom-Sicherungsautomat erstens vorhanden ist, und zweitens
rechtzeitig auslöst.

Gruss

Jan Bruns


F'up: de.sci.ing.elektrotechnik

Vogel
2008-05-26 18:30:12 UTC
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Post by Johann Maar
Hallo,
ich will mal fragen, wie gefährlich eigentlich ein 230V Kabel mit
blanken Enden in einem Schwimmbecken, einem mittleren See, einem
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben.
Nicht unbedingt.
Falls die Wanne aus Kunststoff ist oder nicht geerdet ist, passiert dem
Badenden gar nichts.
Post by Johann Maar
Doch wie
verhält sich das in größeren Gewässern. Können 230V da noch viel
ausmachen bei einer üblichen Stromversorgung/Sicherungsschutz einer
solchen Leitung?
Ja nun, wie bekannt ist ja nicht die Spannung das Problem, sondern die
Stromstärke die durch den menschlichen Körper fliesst.
Hält man einen Stromleiter ins Wasser so bildet sich wegen der Erdung ein
Stromkreis. Der Strom der durch das Wasser fliesst ist abhängig vom
ohmischen Widerstand, welcher auch von der Polarisation an der Elektrode
beeinflusst wird.
Was also mit einem Menschen passiert hängt davon ab welcher tatsächlichen
Spannung er ausgesetzt ist.
Es bildet sich vom Leiter bis zur Erdung ein räumlicher Spannungsabfall.
Wieviel davon auf den Menschen wirkt hängt von der Länge ab die dieser
Mensch im Spannungsfeld einnimmt.
Mann muss allerdings bedenken, dass an einem geringerer Widerstand auch
eine geringere Spannung anliegt.
Der meiste Strom wird also auf dem kürzesten Wege in die Erde abfliessen.
Deswegen wird die Spannung mit der Entfernung vom Leiter, wohl
nichtlinear verlaufen. Je entfernter vom Leiter wird die Spannung je
geringer sein.
Eine konkrete Aussage kann man wohl nur zu einem konreten Fall machen.
Ich vermute also, wenn man einen 230V Leiter in einen Badesee wirft,
dürfte den Badenden in einiger Entfernung (~5m) nichts mehr geschehen.
--
Selber denken macht klug.
Vogel
2008-05-26 19:00:41 UTC
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Post by Johann Maar
Hallo,
ich will mal fragen, wie gefährlich eigentlich ein 230V Kabel mit
blanken Enden in einem Schwimmbecken, einem mittleren See, einem
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben.
Nur wenn er schon liegt und somit einen Großteil der Spannung abbekommt.
Steht jedoch ein Mensch in der Badewanne in knöcheltiefem Wasser mit
geschlossenen Beinen dürfte er das Attentat überleben.
Post by Johann Maar
Doch wie
verhält sich das in größeren Gewässern. Können 230V da noch viel
ausmachen bei einer üblichen Stromversorgung/Sicherungsschutz einer
solchen Leitung?
Was passiert überhaupt mit Menschen im größeren Gewässer, werden diese
zwangsläufig "durchströmt"?
Um dein Problem anschaulich zu machen, denken wir uns erst mal einen See
der 100m lang, 1m breit und 1mm tief ist. Nun legen wir an einem Ende
einen Leiter ins Wasser. Es entsteht dann ein Spannungsgefälle von
230V/100m. (unter der Annahme das die Ausgangsimpedanz der Quelle klein
genug ist um keinen Spannungsabfall an der Quelle zu bekommen)
Ein Mensch der da, selbst breitbeinig, darin steht,
dürfte nichts von dem Strom verspüren.
Es ist also essentiell welchem Spannungsgefälle der Mensch im See
ausgesetzt sein wird.
Das hängt von vielen Gegebenheiten ab.
Übrigens, es hängt auch sehr stark vom Menschen ab.
Ich kann z.Bsp. eine 230V Spannung unbeschadet für kurze Zeit anfassen.
Reisst ziemlich kräftig in den Fingergelenken, aber sonst verspüre ich
nichts.
Bitte nicht nachmachen.
Jeder Mensch kann im Prinzip mit Zeigefinger und Mittelfinger den
Nullleiter(zuerst) und den Stromleiter berühren, ohne dass er daran
stirbt.
Aber bitte nicht nachmachen.
Angst vermindert den elektrischen Widerstand des menschlichen Körpers,
steigert die Herzspannung und somit die Gefahr eines gefährlichen
Stromschlages.
Man sollte also in nervösem Zustand nicht an elektrischen Leitungen
herumhantieren.
"ich bin geladen" darf man wörtlich verstehen.
Post by Johann Maar
Viele Grüße,
Johann
--
Selber denken macht klug.
Ralf Kusmierz
2008-05-26 23:56:09 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Johann Maar
ich will mal fragen, wie gefährlich eigentlich ein 230V Kabel mit
blanken Enden in einem Schwimmbecken, einem mittleren See, einem
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben.
Mir ist das nicht klar.
Post by Johann Maar
Doch wie
verhält sich das in größeren Gewässern. Können 230V da noch viel
ausmachen bei einer üblichen Stromversorgung/Sicherungsschutz einer
solchen Leitung?
Was passiert überhaupt mit Menschen im größeren Gewässer, werden diese
zwangsläufig "durchströmt"?
Zunächst einmal ist Wasser ein ziemlich schlechter Leiter, so daß die
bei 230 V auftretenden Stromstärken relativ gering sind, jedenfalls
bei "normalen" Elektrodengrößen (z. B. ein paar Zentimeter
haushaltsübliche abisolierte Leitung). Da kommt bestimmt keine
Sicherung und wahrscheinlich (und das kann man mit etwas Vorsicht
relativ gefahrlos selbst ausprobieren) auch kein RCD
(<http://de.wikipedia.org/wiki/Fehlerstromschutzschalter>), womit die
Frage nach der Gefährdung schon weitgehend beantwortet wäre: Wenn der
Strom so klein ist, daß das nicht einmal das RCD auslöst, dann wird
der Proband das unangenehm finden und schleunigst türmen, aber
keineswegs ableben.

(Übrigens hätte ich aus reiner Neugier eigentlich ein Interesse daran,
so etwas mal im Selbstversuch, also mit mir als Versuchsperson, zu
erproben, wie sich das denn anfühlt, wenn man in der Wanne sitzt und
bei irgendwelchen realistischen Versuchsanordnungen die Spannung und
damit die Stromstärke langsam gesteigert wird, und ab wann das
unangenehm wird, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß
entsprechend qualifizierte Leute (Mediziner und E-Techniker) an
solchen Versuchen ernsthaft interessiert sind, und das ohne Assistenz
zu machen, ist mir einfach zu gefährlich.)

Übrigens sind Sanitärinstallation heutzutage oft relativ gut isoliert
- die Wanne selbst ist innen mit Emaille oder Kunststoff beschichtet,
und der Abfluß ist oft aus Kunststoff (und selbst wenn er aus Metall
sein sollte, ist die Erdung der Wanne nach den VDE-Vorschriften nicht
mehr vorgeschrieben), da würde zwar das Wasser mit dem Badenden auf
"heißem" Potential liegen, aber dennoch gar kein Strom fließen, also
auch nichts Ungesundes passieren (auch das kann man daheim leicht
selbst nachmessen). Bloß den Wasserhahn sollte man dann nicht
anfassen, der könnte an einem geerdeten Metallrohr angeschlossen sein
(wobei Wasserleitungen auch nicht immer elektrisch durchgehend
verbunden sind, man baut zwecks Korrosionsschutz oft Isoliermuffen ein
- kann man auch daheim nachmessen).

Sind die besonderen Vorsichtsmaßnahmen gegen Stromschläge im
Sanitärbereich nun übertrieben und unbegründet? Nein, sind sie
natürlich nicht: Die Schädigung entsteht nicht durch die Spannung,
sondern durch den fließenden Strom, und der hängt vom vorhandenen
Widerstand ab. Bei einem Elektrounfall liegen drei Widerstände in
Reihe: der oft unbekannte, meistens niedrige äußere Widerstand des
Stromkreises, der relativ hohe Widerstand der Haut und der geringere
Widerstand des Körperinneren. Der höchste Widerstand bestimmt den
fließenden Strom maßgeblich, und das ist der Hautwiderstand, und
natürlich hängt der von der Berührfläche ab: Ein leichtes
punktförmiges Antippen des spannungsführenden Leiters ist bei
Niederspannung relativ harmlos und tut bloß ein bißchen weh,
gefährlich sind großflächigere Berührungen und vor allem das Umgreifen
eines Stromleiters, weil die durch den Strom ausgelösten
Verkrampfungen das willkürliche Loslassen verhindern.

Nun wird der Hautwiderstand im nassen Zustand aber ungefähr eine
Größenordnung kleiner, zudem hüpft man in Sanitärräumen oft wenig
bekleidet rum, und damit hat eine gefährliche Durchströmung einfach
eine statistisch viel größere Chance, auch eine Hautfläche zu
kontaktieren (wenn man sich mit einer trockenen Hose auf einen
"elektrischen Stuhl" setzt, also eine an Niederspannung angeschlossene
Metallplatte, hat man eine relativ gute Chance, das überhaupt nicht zu
merken, weil fast gar kein Strom fließt - mit dem nackten Hintern gäbe
das "gebratenen Schinken"). Daher sind die Schutzvorkehrungen
natürlich sinnvoll.

Übrigens sollte man evtl. noch wissen, daß die Schutzmaßnahmen nicht
absolut verhindern sollen, daß man Stromschläge bekommen kann, sondern
nur eine gefährliche Durchströmung verhindern, wobei angenommen wird,
daß die Gefährdung darin besteht, daß ein kurzer Stromfluß durch das
Herz eine letale Arrhythmie
(<http://de.wikipedia.org/wiki/Kammerflimmern>) auslöst - trotz
funktionierendem RCD kann man also z. B. durchaus auf der Leiter
stehend "eine gewischt" kriegen und sich dann durch einen dadurch
verursachten Sturz erheblich verletzen, das verhindert das RCD genauso
wenig, wie es die Stromstärke begrenzt; es löst (spätestens) aus, wenn
der Fehlerstrom größer als 30 mA ist, aber bis zum Abschalten kann er
theoretisch beliebig groß sein. Zu der Gefahr des Kammerflimmerns
kommt aber im Wasser noch die Gefahr des Ertrinkens dazu - außerhalb
des Wassers bewußtlos zu werden, ist i. a. unschädlich, im Wasser
dagegen gewöhnlich tödlich.

Die Hauptgefahr im Wasser würde ich jedenfalls weniger in der
Stromleitung durch das Wasser sehen, sondern darin, einen
spannungsführenden Leiter direkt zu berühren, weil dann erstens an der
Berührstelle wegen der Nässe der Übergangswiderstand klein ist und
zweitens eine große Hautoberfläche (im Quadratmeterbereich) trotz der
schlechten Leitfähigkeit des Wassers als ausreichende Gegenelektrode
wirkt.

Also: Wenn man in der Wanne sitzt und [$Miststück|$Volltrottel] den
Fön reingeworfen hat, nicht etwa panisch zum Wasserhahn greifen und
sich hochziehen, sondern mit spitzen Fingern die Anschlußleitung
greifen und ihn wieder aus der Wanne rausbefördern, bevor man zu
weiterem schreitet. (Mit der Leitung den Stecker aus der Wand zu
rupfen ist auch ziemlich undumm.)

Man kann sich auch anders doof anstellen: An meiner Karre war ein
Stecker zerbrochen, also habe ich einen neuen angelötet. Dann habe ich
den Lötkolben aus der Dose der Verlängerungsleitung rausgezogen und
auf dem Betonfußboden der Tiefgarage zum Abkühlen abgelegt und dann
meinen Rüssel unter die Haube gesteckt, um die Elektrik wieder
zusammenzufummeln - das dauerte ein bißchen, aber gelang natürlich.
Und anschließend wunderte ich mich dann, wieso denn der Lötkolben in
meiner Schuhsohle steckte - gemerkt hatte ich nichts, wurde nicht mal
angenehm warm...


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Jan Bruns
2008-05-29 10:51:10 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Die Hauptgefahr im Wasser würde ich jedenfalls weniger in der
Stromleitung durch das Wasser sehen, sondern darin, einen
spannungsführenden Leiter direkt zu berühren, weil dann erstens an der
Berührstelle wegen der Nässe der Übergangswiderstand klein ist und
zweitens eine große Hautoberfläche (im Quadratmeterbereich) trotz der
schlechten Leitfähigkeit des Wassers als ausreichende Gegenelektrode
wirkt.
Sehe ich anders. Um mal einen ungünstigen Badewannenfall zu konstruieren:

Ein Mensch liegt bis zu den Schultern im durch Zugabe von Zusätzen
wesentlich leitfähiger gemachten Badewasser. Die Wanne ist geerdet,
jedoch weitgehend isoliert (nicht jedoch am fussseitigen Abfluss).
Eine momentan mit Netzspannung betriebene Heizwendel gerät in
Schulternähe ins Wasser. Damit wir uns jetzt nicht mit der genauen
Gestalt der Heizwendel auseinandersetzten müssen, können wir ja
einfach mal annehmen, daß das Wasser in der Nähe der Wendel
insgesamt etwa ein im Vgl. zur Netzspannung halbiertes Potential
führt.

Wieviel (Fehler-)Strom nun tatsächlich zwischen Wendel und
Abflusselektrode fliesst, ist schwer einzuschätzen, aber klar ist,
daß der Mensch schon einen signifikanten Anteil des Wannenvolumens
ausfüllt, und der Körper auch ziemlich genau die Stromflussrichtung
ausfüllt.
Wegen der geometrischen Verhältnisse ist davon auszugehen, daß
nahezu die gesamte gegebene Potentialdifferenz auch am Körper
abfällt, wenn die Leitfähigkeit von Körper und Badewasser auch nur
grob ähnlich ist.

Bei (wie Du ja schon beschrieben hast) grossflächigem Kontakt
(im Quadratmeterbereich) wird der Hautwiderstand in Relation zum
Quotienten von "gegebener Potentialdifferenz" durch "hinreichend
gefährlicher Stromfluss" vernachlässigbar klein.

Das bei so einer Konstellation ein lebensgefährlicher Strom
fliessen kann, steht also völlig ausser Frage. Klar ist
auch, daß die Handlungsfreiheit des Betroffenen während des
Stromflusses ziemlich eingeschränkt sein kann. Ob dieser Strom
allerdings für eine hohe Tötungsrate geeignete Wege nimmt und/oder
ein funktionstüchtiger Sicherungsautomat vorhanden ist, und auch
anspricht, ist dagegen ziemlich unklar.

Gruss

Jan Bruns
Ralf Kusmierz
2008-05-30 00:23:42 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Jan Bruns
Post by Ralf Kusmierz
Die Hauptgefahr im Wasser würde ich jedenfalls weniger in der
Stromleitung durch das Wasser sehen, sondern darin, einen
spannungsführenden Leiter direkt zu berühren, weil dann erstens an der
Berührstelle wegen der Nässe der Übergangswiderstand klein ist und
zweitens eine große Hautoberfläche (im Quadratmeterbereich) trotz der
schlechten Leitfähigkeit des Wassers als ausreichende Gegenelektrode
wirkt.
Ein Mensch liegt bis zu den Schultern im durch Zugabe von Zusätzen
wesentlich leitfähiger gemachten Badewasser.
Wie leitfähig?
Post by Jan Bruns
Die Wanne ist geerdet,
jedoch weitgehend isoliert (nicht jedoch am fussseitigen Abfluss).
Eine momentan mit Netzspannung betriebene Heizwendel gerät in
Schulternähe ins Wasser. Damit wir uns jetzt nicht mit der genauen
Gestalt der Heizwendel auseinandersetzten müssen, können wir ja
einfach mal annehmen, daß das Wasser in der Nähe der Wendel
insgesamt etwa ein im Vgl. zur Netzspannung halbiertes Potential
führt.
Wieviel (Fehler-)Strom nun tatsächlich zwischen Wendel und
Abflusselektrode fliesst, ist schwer einzuschätzen,
Genau darauf kommt es aber an. Schätzen wir mal: Leiterlänge 1 m,
Elektrodenfläche und konstanter Stromquerschnitt (großzügig) 0,01 m^2,
Leitfähigkeit des Wassers relativ hoch (Meerwasser) 0,2 Ohm*m ergibt
einen Widerstand von 20 Ohm, was bei (rund) 100 V dann 5 A ergäbe.
(Das ist aber bitteschön vollkommen unrealistisch - einfach mal den
Ableitstrom bzw. den Strom zwischen zwei Elektroden in 1 m Abstand
voneinander messen: Die 20 Ohm entsprächen an 230 V 2,7 kW -
selbstverständlich ist auch in Salzwasser der Widerstand viel höher:
Schalte einen elektrolytischen Trog in Reihe mit einer Glühlampe und
schau, ob Du sie überhaupt an kriegst.)
Post by Jan Bruns
aber klar ist,
daß der Mensch schon einen signifikanten Anteil des Wannenvolumens
ausfüllt, und der Körper auch ziemlich genau die Stromflussrichtung
ausfüllt.
Wegen der geometrischen Verhältnisse ist davon auszugehen, daß
nahezu die gesamte gegebene Potentialdifferenz auch am Körper
abfällt, wenn die Leitfähigkeit von Körper und Badewasser auch nur
grob ähnlich ist.
Bei (wie Du ja schon beschrieben hast) grossflächigem Kontakt
(im Quadratmeterbereich) wird der Hautwiderstand in Relation zum
Quotienten von "gegebener Potentialdifferenz" durch "hinreichend
gefährlicher Stromfluss" vernachlässigbar klein.
Und genau das ist falsch: /Wenn/ das Wasser so leitfähig ist, daß
solche "riesigen" Ströme zustande kommen, dann macht sich der
Hautwiderstand eben doch bemerkbar, trotz feuchter Haut. Selbst unter
ungünstigen Umsränden beträgt der Widerstand des Körpers einige
hundert Ohm.
Post by Jan Bruns
Das bei so einer Konstellation ein lebensgefährlicher Strom
fliessen kann, steht also völlig ausser Frage.
Ich halte das immer noch nicht für so selbstverständlich. Die realen
Leitfähigkeiten von Badewasser werden eine Größenordnung niedriger
sein und die Elektrodenflächen ebenfalls ein bis zwei Größenordnungen
kleiner als "Postkartenformt", damit sind wir dann im kOhm-Bereich,
und der größte Teil des Potentialgradienten konzentriert sich wegender
inhomogenen Querschnitte auf den Nahbereich der Elektroden, so daß der
Badende nur noch relativ ungefährliche Spannungen abgreift.
Post by Jan Bruns
Klar ist
auch, daß die Handlungsfreiheit des Betroffenen während des
Stromflusses ziemlich eingeschränkt sein kann. Ob dieser Strom
allerdings für eine hohe Tötungsrate geeignete Wege nimmt und/oder
ein funktionstüchtiger Sicherungsautomat vorhanden ist, und auch
anspricht, ist dagegen ziemlich unklar.
Anzumerken ist noch, daß der Abfluß (und damit die ganze Wanne) sehr
häufig nicht mehr geerdet ist, so daß das ganze Szenario so nicht
funktioniert.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Jan Bruns
2008-05-30 05:55:49 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Anzumerken ist noch, daß der Abfluß (und damit die ganze Wanne) sehr
häufig nicht mehr geerdet ist, so daß das ganze Szenario so nicht
funktioniert.
Da bin ich auch noch gar nicht mal sicher.

Nehmen wir an, wir haben nur eine Elektrode, an der eine zeitliche
Potentialänderung auftritt. Feldfrei ist das Wasser erst, wenn Ionen
sich entsprechend bewegt haben. Meiner Erinnerung an meine kindlichen
Elektrolyseversuche nach passiert das aber nur einigermasse träge
(nicht, daß ich genau das probiert hätte, aber ich glaube, es dauerte
immer so ein Sekündchen, bis ein Strom durch 2 Elektroden
so richtig zustande kam). Mag sein, daß ich das falsch erinnere,
oder ich damals irgendwas (bspw. die Gasbildung) einfach verpeilt
habe. Aber wie dem auch sei, die Ionen werden das Feld
nicht instantan ausgleichen können, was dann auch gleichbedeutend
mit vorherrschenden Potentialdifferenzen sein muss.

Gruss

Jan Bruns
Kurt Bindl
2008-05-30 18:23:03 UTC
Permalink
Post by Jan Bruns
Post by Ralf Kusmierz
Anzumerken ist noch, daß der Abfluß (und damit die ganze Wanne) sehr
häufig nicht mehr geerdet ist, so daß das ganze Szenario so nicht
funktioniert.
Da bin ich auch noch gar nicht mal sicher.
Nehmen wir an, wir haben nur eine Elektrode, an der eine zeitliche
Potentialänderung auftritt. Feldfrei ist das Wasser erst, wenn Ionen
sich entsprechend bewegt haben. Meiner Erinnerung an meine kindlichen
Elektrolyseversuche nach passiert das aber nur einigermasse träge
(nicht, daß ich genau das probiert hätte, aber ich glaube, es dauerte
immer so ein Sekündchen, bis ein Strom durch 2 Elektroden
so richtig zustande kam). Mag sein, daß ich das falsch erinnere,
oder ich damals irgendwas (bspw. die Gasbildung) einfach verpeilt
habe. Aber wie dem auch sei, die Ionen werden das Feld
nicht instantan ausgleichen können, was dann auch gleichbedeutend
mit vorherrschenden Potentialdifferenzen sein muss.
Wenn, wie Ralf sagt, die Erdung weg ist dann ist der
-grosse- Srom schon mal unterbunden
Was dann noch wirkt sind Leckströme und die Kapazität
die die Wanne darstellt.

Das dürfte wesentlich -verträglicher- sein.

Kurt
Jan Bruns
2008-06-01 08:28:20 UTC
Permalink
Post by Kurt Bindl
Wenn, wie Ralf sagt, die Erdung weg ist dann ist der
-grosse- Srom schon mal unterbunden
Was dann noch wirkt sind Leckströme und die Kapazität
die die Wanne darstellt.
Wieso antwortest Du das auf einen Beitrag, in dem ein weiterer möglicher Einfluss
beschrieben wird? Soweit, daß die Elektrode dem Wasser ja sogar Ladungen entziehen
kann, wie das eben die äussere Kapazität hergibt, habe ich noch gar nicht gedacht.

Der Übergang zwischen Elektrode und Wasser ist ja noch ein anderer, eher zusätzlicher
Effekt, der zumindest für mich irgendwie schwer einzuschätzen ist. Prinzipiell könnten
sich ja (denke ich erstmal) im Extremfall sämtliche im Wasser enthaltenen Ionen (mit zur
Elektrode ungleichnamiger Ladung) komplett exakt auf der Elektrodenoberfläche ansammeln.
Bei Wechselspannung an der Elektrode also im Extremfall ein Komplettaustausch aller
gelösten Ionen pro Periode. Sicherlich begrenzt irgendwas diesen Effekt. Aber was nur?
Post by Kurt Bindl
Das dürfte wesentlich -verträglicher- sein.
Könnte sein. Ob das deshalb aber verträglich ist? Wär' ja schon irgendwie schade
um Ralf.


Gruss

Jan Bruns
Kurt Bindl
2008-06-01 14:28:21 UTC
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Post by Jan Bruns
Post by Kurt Bindl
Wenn, wie Ralf sagt, die Erdung weg ist dann ist der
-grosse- Srom schon mal unterbunden
Was dann noch wirkt sind Leckströme und die Kapazität
die die Wanne darstellt.
Wieso antwortest Du das auf einen Beitrag, in dem ein weiterer
möglicher Einfluss beschrieben wird?
Naja, vielleicht hätte ich erstmal alle Beiträge lesen sollen.
Post by Jan Bruns
Soweit, daß die Elektrode dem
Wasser ja sogar Ladungen entziehen kann, wie das eben die äussere
Kapazität hergibt, habe ich noch gar nicht gedacht.
Der Übergang zwischen Elektrode und Wasser ist ja noch ein anderer,
eher zusätzlicher Effekt, der zumindest für mich irgendwie schwer
einzuschätzen ist. Prinzipiell könnten sich ja (denke ich erstmal) im
Extremfall sämtliche im Wasser enthaltenen Ionen (mit zur Elektrode
ungleichnamiger Ladung) komplett exakt auf der Elektrodenoberfläche
ansammeln. Bei Wechselspannung an der Elektrode also im Extremfall
ein Komplettaustausch aller gelösten Ionen pro Periode. Sicherlich
begrenzt irgendwas diesen Effekt. Aber was nur?
Originaltext:
------------
ich will mal fragen, wie gefährlich eigentlich ein 230V Kabel mit
blanken Enden in einem Schwimmbecken, einem mittleren See, einem
Hafenbecken oder im Meer ist. Halte ich sowas in die Badewanne und
jemand liegt darin, ist mir klar, er wird liegen bleiben. Doch wie
verhält sich das in größeren Gewässern. Können 230V da noch viel
ausmachen bei einer üblichen Stromversorgung/Sicherungsschutz einer
solchen Leitung?
Was passiert überhaupt mit Menschen im größeren Gewässer, werden diese
zwangsläufig "durchströmt"?
---------------

Bei einem 230V Kabel geht man erstmal von WS aus und davon dass
sowohl Phase als auch Neutralleiter als blanke Enden nebeineinander
vorhanden sind.

Nehmen wir eine Badewanne.
Der darin Badende wird von einem bzw. zwei Strömen maltretiert.

a' der Strom (1) der über die beiden blanken Ender des Kabels läuft.
Dieser Strom wird sich nicht nur auf einer einzigen, Stricknadel starken
Verbindung innerhalb des Wassers bewegen, sondern auch
-etwas weitere Kreise- ziehen, also u.U. auch den Badegast mitbenutzen.
Dabei hängt es von den Einzelwiderständen ab wieviel er mitbekommt.
Diese Widerstände hängen von seinem "Fettbauch", den Wasserwiderstand,
den Abständen der Drahtenden, seinem Abstand von den Enden ab.

b' dem Strom (2) der über die Erdung zu einem Pol der Leitung fliesst.
Das setzt voraus das sich ein Stromweg findet.
Wenn Ralf sagt das es von der Erdung der Wanne abhängt dann ist das
korrekt.
Denn dann ergibt sich eine Stromaufteilung.
Diese Stromaufteilung kommt deswegen zustande weil einer der beiden
blanken Kabelenden irgendwo auf Erde gelegt ist (Neutralleiter)

Es fliesst also im Fall der geerdeten Badewanne Strom zwischen den beiden
blanken
Enden und von der "Phase" über die Erdung.
Dieser Strom ist für den Badeboy sicherlich der Gefährlichere.
Denn dieser verteilt sich viel stärker im Wasser als dies bei den beiden
blanken
Kabelenden, die viell. nur 3 cm auseinander sind, ergibt.
Der Strom mang geringer sein, erwischt aber unseren Badenden "auf ganzer
Breite"
Post by Jan Bruns
Post by Kurt Bindl
Was dann noch wirkt sind Leckströme und die Kapazität
die die Wanne darstellt.
Wenn keine Erdung vorhanden sind dann ist der direkte (ohmsche) Weg
versperrt.
Man kann die Wanne als Platte eines Kondensators betrachten, die andere
Platte ist
die Wand oder Mulde oder ALU-Isolierung oder sonstwas.
Bei WS wirkt ein Kondensator wie ein Widerstand (Scheinwiderstand).
Somit fliesst auch Strom, ebenso wie über einen Ohmschen Widerstand,
nur eben phasenverschoben usw.
gerade dieser Strom wird für den Probanten auch -spürbar- sein
da er sich ja auf der ganzen Berührungsfläche der Wanne verteilt.

Es ist nicht so einfach zu sagen wieviel er insgesamt abkriegt,
es hängt vom Abstand der beiden offenen Kabelenden untereinander,
zu ihm, und vom Erdungszustand und weiteren Ursachen ab.

Um den Stromfluss über die Erde (ob direkt oder kapazitiv) zu unterbinden
darf die Stromquelle nicht geerdet sein.
Das jedoch wiederspricht den VDE-Vorschriften (aus guten Grund).

Durch Messung des Hin-und Rückfliessenden Stromes in der Leitung
kann man erkennen ob irgendwie welcher verloren geht.
Also über die Erdung einen Weg findet.
Jetzt kommt das Dilemma. Einerseits braucht man die Erdung als Rückleiter
um zu erkennen das da Strom fliesst, andererseits bringt genau dies
den Badenden um.

Warscheinlich dürften die parasitären Stromflüsse (das mit dem Kondensator
und weiteren Leckströmem) ausreichen um zu erkennen das da was nicht stimmt
und trotzdem den Badenden weniger belasten als bei geerdeter Wanne.

Die Erkennung ob Strom über Erde fliesst ist Aufgabe des
Fehlerstromschutzschalters
(FI) er vergleicht ständig Hin und Rückstrom im Kabel und schaltet im
Störungsfall
(Unsymetrie) innerhalb weniger mSec ab.
Darum darf auch nur ein 30 mA FI im Badebereich verwendet werden.
Post by Jan Bruns
Post by Kurt Bindl
Das dürfte wesentlich -verträglicher- sein.
Könnte sein. Ob das deshalb aber verträglich ist? Wär' ja schon
irgendwie schade um Ralf.
Das wärs, schliesslich muss er sich ja um seine kleksenden Vögel kümmern.
Die werden momentan sowieso mit der Nachzucht voll ausgelastet sein.


Kurt
Ralf Kusmierz
2008-06-01 15:57:54 UTC
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X-No-Archive: Yes
Post by Jan Bruns
Der Übergang zwischen Elektrode und Wasser ist ja noch ein anderer, eher zusätzlicher
Effekt, der zumindest für mich irgendwie schwer einzuschätzen ist.
Herrjeh, dann *miß* doch einfach mal. Das ist ja nun wirklich nicht so
kompliziert, und dafür braucht man seinen Hintern nicht ins Wasser zu
legen.
Post by Jan Bruns
Post by Kurt Bindl
Das dürfte wesentlich -verträglicher- sein.
Könnte sein. Ob das deshalb aber verträglich ist? Wär' ja schon irgendwie schade
um Ralf.
Es gibt im RL zwischen schwarz und weiß noch diverse Zwischentöne. Wer
mal an einer 4,5-V-Batterie geleckt hat, hat sicher nicht unbedingt
das Bedürfnis, den Versuch mit 100 V zu wiederholen, aber das mit der
Batterie sollte jeder mal gemacht haben. (Wäre durchaus pädagogisch
wertvoll, den Kindern nicht nur einzubleuen, daß sie nicht an "Strom"
(Steckdosen usw.) anzupacken haben, sondern ihnen direkt auch so zu
demonstrieren, daß es wirklich wehtut - macht man mit der heißen
Herdplatte schließlich auch, merkst sich das Kind.)


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Jan Bruns
2008-06-02 08:53:44 UTC
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Post by Ralf Kusmierz
Post by Jan Bruns
Der Übergang zwischen Elektrode und Wasser ist ja noch ein anderer, eher zusätzlicher
Effekt, der zumindest für mich irgendwie schwer einzuschätzen ist.
Herrjeh, dann *miß* doch einfach mal. Das ist ja nun wirklich nicht so
kompliziert, und dafür braucht man seinen Hintern nicht ins Wasser zu
legen.
Tja, das würde ich direkt machen. Habe nur keine Badewanne, und leider
auch schon seit ewig kein Multimeter mehr (das nervt ja immer nur dann,
wenn man was messen will).
Post by Ralf Kusmierz
Post by Jan Bruns
Post by Kurt Bindl
Das dürfte wesentlich -verträglicher- sein.
Könnte sein. Ob das deshalb aber verträglich ist? Wär' ja schon irgendwie schade
um Ralf.
Es gibt im RL zwischen schwarz und weiß noch diverse Zwischentöne. Wer
mal an einer 4,5-V-Batterie geleckt hat, hat sicher nicht unbedingt
das Bedürfnis, den Versuch mit 100 V zu wiederholen, aber das mit der
Batterie sollte jeder mal gemacht haben. (Wäre durchaus pädagogisch
wertvoll, den Kindern nicht nur einzubleuen, daß sie nicht an "Strom"
(Steckdosen usw.) anzupacken haben, sondern ihnen direkt auch so zu
demonstrieren, daß es wirklich wehtut - macht man mit der heißen
Herdplatte schließlich auch, merkst sich das Kind.)
Tja, und selbst so kleine Gleichspannungen können auch an den Händen
unangenehm sein. Man (oder zumindest ich) meint ja immer irgendwie,
daß Gleichspannung insgesamt (und besonders so kleine) an den Händen
nicht spürbar wären. Aber wenn man in so'm ekligen Elektrolyt rumrührt,
ist das eben anders.

Gruss

Jan Bruns
Jan Bruns
2008-05-29 12:07:06 UTC
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Post by Ralf Kusmierz
(Übrigens hätte ich aus reiner Neugier eigentlich ein Interesse daran,
so etwas mal im Selbstversuch, also mit mir als Versuchsperson, zu
erproben, wie sich das denn anfühlt, wenn man in der Wanne sitzt und
bei irgendwelchen realistischen Versuchsanordnungen die Spannung und
damit die Stromstärke langsam gesteigert wird, und ab wann das
unangenehm wird, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß
entsprechend qualifizierte Leute (Mediziner und E-Techniker) an
solchen Versuchen ernsthaft interessiert sind, und das ohne Assistenz
zu machen, ist mir einfach zu gefährlich.)
Hm, also mein Vorschlag dazu wäre, daß Du einfach mal den nächstgelegenen
elektrischen Weidezaun aufsuchst, und dann einfach mal versuchst, 2 Schläge
in direkter Folge davon abzubekommen.

Das könnte vielleicht so als vorbereitende Massnahme ganz nützlich sein.

Gruss

Jan Bruns
horst-d.winzler
2008-05-29 14:24:37 UTC
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Post by Jan Bruns
Post by Ralf Kusmierz
(Übrigens hätte ich aus reiner Neugier eigentlich ein Interesse daran,
so etwas mal im Selbstversuch, also mit mir als Versuchsperson, zu
erproben, wie sich das denn anfühlt, wenn man in der Wanne sitzt und
bei irgendwelchen realistischen Versuchsanordnungen die Spannung und
damit die Stromstärke langsam gesteigert wird, und ab wann das
unangenehm wird, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß
entsprechend qualifizierte Leute (Mediziner und E-Techniker) an
solchen Versuchen ernsthaft interessiert sind, und das ohne Assistenz
zu machen, ist mir einfach zu gefährlich.)
Hm, also mein Vorschlag dazu wäre, daß Du einfach mal den nächstgelegenen
elektrischen Weidezaun aufsuchst, und dann einfach mal versuchst, 2 Schläge
in direkter Folge davon abzubekommen.
Das könnte vielleicht so als vorbereitende Massnahme ganz nützlich sein.
Lustiger -für Zusehende- wirds, wenn er mal an sowas pinkelt ;-)
--
mfg hdw
Frank.Sandig
2008-05-29 20:40:03 UTC
Permalink
Post by horst-d.winzler
Lustiger -für Zusehende- wirds, wenn er mal an sowas pinkelt ;-)
Ich habe es im Selbstversuch nicht geschafft, einen Schlag zu bekommen.
Das Problem ist, dass der Urin sehr schnell keinen geschlossenen Strahl
mehr bildet.
--
"Naturwissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit der Experten."
Richard Feynman, 1966 vor der National Science Teachers' Association
Ralf Kusmierz
2008-05-29 23:39:54 UTC
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X-No-Archive: Yes
Post by Frank.Sandig
Post by horst-d.winzler
Lustiger -für Zusehende- wirds, wenn er mal an sowas pinkelt ;-)
Ich habe es im Selbstversuch nicht geschafft, einen Schlag zu bekommen.
Das Problem ist, dass der Urin sehr schnell keinen geschlossenen Strahl
mehr bildet.
Tja, Darwin-Award leider nicht erhalten. Vorschlag: Such Dir eine
passende Brücke und pinkel auf den Eisenbahnfahrdraht (15 kV), dann
hast Du die Chance, Lichtbogenelektroden in der Praxis zu erleben.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Raimund Nisius
2008-05-30 20:24:46 UTC
Permalink
Post by Ralf Kusmierz
Tja, Darwin-Award leider nicht erhalten. Vorschlag: Such Dir eine
passende Brücke und pinkel auf den Eisenbahnfahrdraht (15 kV), dann
hast Du die Chance, Lichtbogenelektroden in der Praxis zu erleben.
Die Mythbusters haben mal die Legende von einem toten U-Bahnpinkler
nachgestellt. WIMRE ca. 1kV auf der Stromschiene, normale Körpergröße
eines Erwachsenen und typische Fließgeschwindigkeit. Der Dummy
überlebte, weil die Wurfparabel aus Urin in Schienennähe in einzelne
Tropfen zerfallen ist.

Wie tief unter der Standfläche verläuft der Draht?
--
Gruß, Raimund
Mein Pfotoalbum <http://www.raimund.in-berlin.de>
Mail ohne Anhang an <Reply-To:> wird gelesen. Im Impressum der Homepage
findet sich immer eine länger gültige Adresse.
Ralf Kusmierz
2008-05-31 03:02:16 UTC
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X-No-Archive: Yes
Post by Raimund Nisius
Post by Ralf Kusmierz
Tja, Darwin-Award leider nicht erhalten. Vorschlag: Such Dir eine
passende Brücke und pinkel auf den Eisenbahnfahrdraht (15 kV), dann
hast Du die Chance, Lichtbogenelektroden in der Praxis zu erleben.
Die Mythbusters haben mal die Legende von einem toten U-Bahnpinkler
nachgestellt. WIMRE ca. 1kV auf der Stromschiene, normale Körpergröße
eines Erwachsenen und typische Fließgeschwindigkeit. Der Dummy
überlebte, weil die Wurfparabel aus Urin in Schienennähe in einzelne
Tropfen zerfallen ist.
Wie tief unter der Standfläche verläuft der Draht?
Ca. 2 m, schätze ich - das sind aber nicht nur 1 kV (U-Bahn), sondern
15 kV, und Hochspannung hat so ihre Eigenheiten. (Die 15 kV machen Pi
mal Daumen einen - sehr instabilen - Lichtbogen von max. 2-3 m, aber
das kann für "interessante" Effekte durchaus reichen. Ja, die
Schlagweite beträgt nur wenige Zentimeter, aber da stand ja noch eine
leitfähige Substanz im Raum.)


Gruß aus Bremen
Ralf
--
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gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Ralf Kusmierz
2008-05-29 23:55:51 UTC
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X-No-Archive: Yes
Post by Jan Bruns
Post by Ralf Kusmierz
(Übrigens hätte ich aus reiner Neugier eigentlich ein Interesse daran,
so etwas mal im Selbstversuch, also mit mir als Versuchsperson, zu
erproben, wie sich das denn anfühlt, wenn man in der Wanne sitzt und
bei irgendwelchen realistischen Versuchsanordnungen die Spannung und
damit die Stromstärke langsam gesteigert wird, und ab wann das
unangenehm wird, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß
entsprechend qualifizierte Leute (Mediziner und E-Techniker) an
solchen Versuchen ernsthaft interessiert sind, und das ohne Assistenz
zu machen, ist mir einfach zu gefährlich.)
Hm, also mein Vorschlag dazu wäre, daß Du einfach mal den nächstgelegenen
elektrischen Weidezaun aufsuchst, und dann einfach mal versuchst, 2 Schläge
in direkter Folge davon abzubekommen.
Das könnte vielleicht so als vorbereitende Massnahme ganz nützlich sein.
Kenne ich schon - gar kein Vergleich zu Wechselstrom (kenne ich auch:
Das erste Mal habe ich so ungefähr mit zwölf beidhändig an (damals
noch) ca. 220 V gepackt (beim Radiobasteln - passiert war aber weiter
nichts) - das war eine durchaus "interessante" Erfahrung), außerdem
nicht einstellbar. (Elektrische Schläge in der entsprechende
Größenordnung versuche ich seitdem übrigens leidlich erfolgreich zu
vermeiden.)


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Jan Bruns
2008-05-30 00:18:43 UTC
Permalink
(Elektrische Schläge in der entsprechende Größenordnung versuche ich seitdem
übrigens leidlich erfolgreich zu vermeiden.)
Ach so. Danke für den Hinweis. Das ist so aus deinen bisherigen
Ausführungen noch nicht ganz klar geworden.

Gruss

Jan Bruns
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