Discussion:
Flattern bei nachlaufenden =?UTF-8?B?UuRkZXJu?=
(zu alt für eine Antwort)
Karl-Alfred Römer
2007-06-02 12:20:25 UTC
Permalink
Hallo zusammen,

es hat sicher schon jeder mal erlebt, dass bei Einkaufswagen oder bei
Flugzeugen mit geschleppten Rädern, diese anfangen zu flattern, also
um ihre Lenkachse hin und her zu schwingen.

Mir ist klar, dass, wenn so ein Rad aus irgendeinem Grund ausgelenkt
wird, es dann wieder in die Neutralstellung strebt. Nennt man ja
glaube ich statische Stabilität.

Es ist auch klar, dass das Rad über die Neutrallage hinaus schießen
kann, wenn es sich sehr schnell zurück stellen möchte.

Ich frage mich nur, wie sich das so aufschaukeln kann. Sollte sich
das nicht ausschwingen? Also: Rad wird gestört und damit ausgelenkt.
Rad strebt zurück in die Neutralstellung und überschießt etwas.
Rad will wieder zurück in die Neutralstellung und überschießt wieder
etwas, aber weniger als vorher....

... bis es irgendwann wieder still und neutral ist.

Was hält so ein Rad am Flattern? Warum wird das Überschießen
eher stärker um bei einer gewissen Amplitude konstant hin und
her zu schwingen?

Obiges hängt auch mit der Rollgeschwindigkeit zusammen.
Warum spielt die eine Rolle?

Danke für Eure Erklärungen und viele Grüße
Karl
Roland Damm
2007-06-02 21:46:23 UTC
Permalink
Moin,
Post by Karl-Alfred Römer
Was hält so ein Rad am Flattern? Warum wird das Überschießen
eher stärker um bei einer gewissen Amplitude konstant hin und
her zu schwingen?
Eine gewisse Maximalamplitude stellt sich ein, weil das Rad ja
quer rutschen muss. Rutschen ist generell eine
Energievernichtung und wirkt immer so, dass es eine Schwingung
dämpft. Schwingt das Rad sehr stark, dann nimmt diese Reibung
wohl überproportional zu. Es gibt dann kein weiteres
Aufschwingen mehr.
Post by Karl-Alfred Römer
Obiges hängt auch mit der Rollgeschwindigkeit zusammen.
Warum spielt die eine Rolle?
Das Rad kann komplett rutschfrei in seine Normallage zurück, z.B.
dann, wenn man den Einkaufswagen beliebig langsam schiebt. Dann
wirkt sich auch aus, dass die Querkräfte das Rad schon vor
Erreichen der Mittellage wieder bremsen, die Mittlelage wird ja
sozusagen nur asymptotisch erreicht, also sehr langsam. Je
schneller der Einkaufswagen geschoben wird, desto schneller muss
das Zurückstellen des Rades gehen und desto größer müssen die
Kräfte sein, die das bewerkstelligen.
Hmm, auch nicht wirklich hilfreich - ist ja alles nur
Brainstorming.
Post by Karl-Alfred Römer
es hat sicher schon jeder mal erlebt, dass bei Einkaufswagen
oder bei Flugzeugen mit geschleppten Rädern, diese anfangen zu
flattern, also um ihre Lenkachse hin und her zu schwingen.
...
Ich frage mich nur, wie sich das so aufschaukeln kann. Sollte
sich das nicht ausschwingen? Also: Rad wird gestört und damit
ausgelenkt. Rad strebt zurück in die Neutralstellung und
überschießt etwas. Rad will wieder zurück in die
Neutralstellung und überschießt wieder etwas, aber weniger als
vorher....
Damit sich so ein System aufschaukelt, muss es zwischen der
Auslenkung (nennen wir sie x) und der rückstellenden Kraft eine
Phasenverschiebung geben, die rückstellende Kraft ist also keine
Funktion von x mehr, sondern eine Funktion von x wie es vor
einer gewissen Zeit war. Irgendwo in diesem System muss eine
Phasenverschiebung reinkommen.

Allein beim idealisierten Rad gibt's da nichts.

Deswegen würde ich vermuten, die Sache hängt mit Lagerspiel des
Radlagers zusammen. Das Rad kann ein wenig quer zu seiner Achse
kippen somit kann der Auflagepunkt ein wenig wandern ohne dass
deswegen gleich das Rad geschwenkt haben muss. Ein solches
Verkippen der Achse gibt es sogar in zwei Richtungen, das Rad
kann also auch in eine geringfügig andere Richtung rollen, als
die Richtung zum Lenklager hin. Obendrein sind diese beiden
Verkippungen auch noch vielleicht sogar mittels Kreiselkräften
miteinander verkopppelt. Dazu haben Einkaufswagenräder oft eine
breite Auflagefläche.

Alles Aspekte, die darauf hindeuten, dass die Sache schwer
berechenbar ist.

Jedenfalls denke ich, dass ein perfekt spielfrei laufendes Rad
(was auf dem Boden rutschen darf) solch eine Schwingung n icht
zeigen wird. Aber: Ein Gummireifen z.B. ist auch verformbar und
muss in diesem Sinne ähnlich wie Lagerspiel angesehen werden.

Übrigens gibt es so einen Effekt auch bei Fahrrädern oder
Motorrädern. Bei zweiteren tritt er allerdings
unangenehmenrweise erst bei hohen Geschwindigkeiten auf.
Deswegen haben schnellere Motorräder dagegen einen
Lenkungsdämpfer. Grund dürfte bei Motorrädern das 'Spiel' im
weichen Reifen sein sowie die endliche Steifigkeit der Gabel.

Ach ja, noch eine Idee: Beim Einkaufswagen ergibt sich die die
kritische Frequenz aus der Rückstellkraft (die sich aus Gewicht
und Haftreibungsbeiwert des Rades auf dem Boden ergibt) und der
Trägheit (gegen drehen) des Rades nebst Aufhängung. Ich würde
erwarten das das System genau dann besonders stark schwingt,
wenn diese sich daraus ergebende Frequenz gleich der
Raddrehfrequenz ist.

Das nur so als meine spontanen Gedanken dazu...

CU Rollo
Karl-Alfred Römer
2007-06-05 09:53:29 UTC
Permalink
Danke Roland für deine sehr ausführliche Antwort.
Post by Roland Damm
Post by Karl-Alfred Römer
Was hält so ein Rad am Flattern? Warum wird das Überschießen
eher stärker um bei einer gewissen Amplitude konstant hin und
her zu schwingen?
Eine gewisse Maximalamplitude stellt sich ein, weil das Rad ja
quer rutschen muss. Rutschen ist generell eine
Energievernichtung und wirkt immer so, dass es eine Schwingung
dämpft. Schwingt das Rad sehr stark, dann nimmt diese Reibung
wohl überproportional zu. Es gibt dann kein weiteres
Aufschwingen mehr.
So ungefähr habe ich mir das auch vorgestellt.
Post by Roland Damm
Post by Karl-Alfred Römer
Obiges hängt auch mit der Rollgeschwindigkeit zusammen.
Warum spielt die eine Rolle?
Das Rad kann komplett rutschfrei in seine Normallage zurück, z.B.
dann, wenn man den Einkaufswagen beliebig langsam schiebt. Dann
wirkt sich auch aus, dass die Querkräfte das Rad schon vor
Erreichen der Mittellage wieder bremsen, die Mittlelage wird ja
sozusagen nur asymptotisch erreicht, also sehr langsam. Je
schneller der Einkaufswagen geschoben wird, desto schneller muss
das Zurückstellen des Rades gehen und desto größer müssen die
Kräfte sein, die das bewerkstelligen.
Hmm, auch nicht wirklich hilfreich - ist ja alles nur
Brainstorming.
Ja, doch, so habe ich auch das vorgestellt.
Optimal wäre natürlich folgendes: Eine Differentialgleichung oder
sowas, mit der man mit dem Nachlauf in cm der Masseverteilung ,
der Masse der Bodenhaftung und der Geschwindigkeit berechnen
kann, ob ein Rad flattert oder nicht.
Post by Roland Damm
Post by Karl-Alfred Römer
es hat sicher schon jeder mal erlebt, dass bei Einkaufswagen
oder bei Flugzeugen mit geschleppten Rädern, diese anfangen zu
flattern, also um ihre Lenkachse hin und her zu schwingen.
...
Ich frage mich nur, wie sich das so aufschaukeln kann. Sollte
sich das nicht ausschwingen? Also: Rad wird gestört und damit
ausgelenkt. Rad strebt zurück in die Neutralstellung und
überschießt etwas. Rad will wieder zurück in die
Neutralstellung und überschießt wieder etwas, aber weniger als
vorher....
Damit sich so ein System aufschaukelt, muss es zwischen der
Auslenkung (nennen wir sie x) und der rückstellenden Kraft eine
Phasenverschiebung geben, die rückstellende Kraft ist also keine
Funktion von x mehr, sondern eine Funktion von x wie es vor
einer gewissen Zeit war. Irgendwo in diesem System muss eine
Phasenverschiebung reinkommen.
Allein beim idealisierten Rad gibt's da nichts.
Genau. Wo sollte diese Phasenverschiebung sein? Eigentlich ist
die maximale Rückstellkraft doch unabhängig von der Geschwindigkeit
immer am Punkt der maximalen Auslenkung und in Neutralstellung NULL.
Ebenso die Dämpfung. OK, die sollte optimalerweise in der Nullstellung
maximal sein. Das würde man mit einem Stoßdämpfer erreichen.
Manche Flugzeuge haben die ja auch. Andere nicht. Deine Erklärung
ganz oben scheint gefühlsmäßig schon in die richtige Richtung zu
gehen. (Asymtotisch)
Post by Roland Damm
Deswegen würde ich vermuten, die Sache hängt mit Lagerspiel des
Radlagers zusammen. Das Rad kann ein wenig quer zu seiner Achse
kippen somit kann der Auflagepunkt ein wenig wandern ohne dass
deswegen gleich das Rad geschwenkt haben muss. Ein solches
Verkippen der Achse gibt es sogar in zwei Richtungen, das Rad
kann also auch in eine geringfügig andere Richtung rollen, als
die Richtung zum Lenklager hin. Obendrein sind diese beiden
Verkippungen auch noch vielleicht sogar mittels Kreiselkräften
miteinander verkopppelt. Dazu haben Einkaufswagenräder oft eine
breite Auflagefläche.
Hm. Kompliziert. Muss ich mir ein paar Tage auf der Zunge
zergehen lassen.
Post by Roland Damm
Alles Aspekte, die darauf hindeuten, dass die Sache schwer
berechenbar ist.
Jedenfalls denke ich, dass ein perfekt spielfrei laufendes Rad
(was auf dem Boden rutschen darf) solch eine Schwingung n icht
zeigen wird. Aber: Ein Gummireifen z.B. ist auch verformbar und
muss in diesem Sinne ähnlich wie Lagerspiel angesehen werden.
Ja, das leuchtet ein.
Post by Roland Damm
Übrigens gibt es so einen Effekt auch bei Fahrrädern oder
Motorrädern. Bei zweiteren tritt er allerdings
unangenehmenrweise erst bei hohen Geschwindigkeiten auf.
Womit wir hier den gleichen Effekt hätten wie bei unserem
Einkaufswagen. Bei meinem Motorrad ist die Gabel, anders
als beim Fahrrad auch nicht nach vorne gebogen. Vielleicht
ist dadurch auch nur der Nachlauf zu groß, so dass die
Rückstellkräfte auch sehr groß werden so dass die Rückstellung
dann nicht mehr asymptotisch erfolgt.
Post by Roland Damm
Deswegen haben schnellere Motorräder dagegen einen
Lenkungsdämpfer. Grund dürfte bei Motorrädern das 'Spiel' im
weichen Reifen sein sowie die endliche Steifigkeit der Gabel.
Hm. Das kann sein. Habe mir dir ganz schnellen Dinger aber
noch nie so genau angeschaut.
Post by Roland Damm
Ach ja, noch eine Idee: Beim Einkaufswagen ergibt sich die die
kritische Frequenz aus der Rückstellkraft (die sich aus Gewicht
und Haftreibungsbeiwert des Rades auf dem Boden ergibt) und der
Trägheit (gegen drehen) des Rades nebst Aufhängung. Ich würde
erwarten das das System genau dann besonders stark schwingt,
wenn diese sich daraus ergebende Frequenz gleich der
Raddrehfrequenz ist.
Hm. Würde ich das beobachten, würde ich das erst mal
als Zufall betrachten, weil ich die Zusammenhänge nicht
sehe. Aber das wäre ein Aspekt, den man mal genauer
beobachten sollte.
Post by Roland Damm
Das nur so als meine spontanen Gedanken dazu...
Danke auf jeden Fall. Einige Gedanken entsprechen meinen
und bestärken mich etwas, andere sind vollkommen neu.
(Radspiel und Raddrehzahl) Muss mir noch den Kopf etwas
zerbrechen darüber.

Viele Grüße
Karl
Roland Damm
2007-06-05 21:56:05 UTC
Permalink
Moin,
Post by Karl-Alfred Römer
Ja, doch, so habe ich auch das vorgestellt.
Optimal wäre natürlich folgendes: Eine Differentialgleichung
oder sowas, mit der man mit dem Nachlauf in cm der
Masseverteilung , der Masse der Bodenhaftung und der
Geschwindigkeit berechnen kann, ob ein Rad flattert oder nicht.
Ja, schön wäre das. Ich schätze aber, das es so eine Gleichung
nicht so einfach gibt, b.z.w. diese doch eher kompliziert
aussieht.
Post by Karl-Alfred Römer
Post by Roland Damm
Damit sich so ein System aufschaukelt, muss es zwischen der
Auslenkung (nennen wir sie x) und der rückstellenden Kraft eine
Phasenverschiebung geben, die rückstellende Kraft ist also
keine Funktion von x mehr, sondern eine Funktion von x wie es
vor einer gewissen Zeit war. Irgendwo in diesem System muss
eine Phasenverschiebung reinkommen.
Allein beim idealisierten Rad gibt's da nichts.
Genau. Wo sollte diese Phasenverschiebung sein? Eigentlich ist
die maximale Rückstellkraft doch unabhängig von der
Geschwindigkeit immer am Punkt der maximalen Auslenkung und in
Neutralstellung NULL.
Eben, im Idealfall sollte das so sein.
Post by Karl-Alfred Römer
Ebenso die Dämpfung.
OK, die sollte
optimalerweise in der Nullstellung
maximal sein.
Wieso die? Wenn die Dämpfung darin besteht, dass die Räder etwas
gegen eine Lenkbewegung haben, dann haben sie immer etwas
dagegen, egal unter welchem Winkel.
Post by Karl-Alfred Römer
Post by Roland Damm
Deswegen würde ich vermuten, die Sache hängt mit Lagerspiel des
Radlagers zusammen. Das Rad kann ein wenig quer zu seiner Achse
kippen somit kann der Auflagepunkt ein wenig wandern ohne dass
deswegen gleich das Rad geschwenkt haben muss. Ein solches
Verkippen der Achse gibt es sogar in zwei Richtungen, das Rad
kann also auch in eine geringfügig andere Richtung rollen, als
die Richtung zum Lenklager hin. Obendrein sind diese beiden
Verkippungen auch noch vielleicht sogar mittels Kreiselkräften
miteinander verkopppelt. Dazu haben Einkaufswagenräder oft eine
breite Auflagefläche.
Hm. Kompliziert. Muss ich mir ein paar Tage auf der Zunge
zergehen lassen.
Schon mal mit einem Fahrzeug gefahren, dass Spiel im Lenkgetriebe
hat? Du drehst zwar dauernd am Lenkrad so, dass du das Fahrzeug
auf die gewünschte Spur zurückbringst, aber die Räder lenken
erst ab einem gewissen Einschalgwinkel, da das Lenkgetriebe
Spiel hat. Das System schwingt sich wunderbar auf, es ist nur
der hervorragenden menschlichen Qualität darin, adaptiv den
Regelkreis zu optimieren zuzuschreiben, dass man auch mit
solchen Problemen noch einigermaßen gut klarkommt.
So ähnlich wird sich auch Spiel in der Achse beim Einkaufswagen
auswirken.

Ich habe mir mal den Spass gemacht, _eine_ Erklärung für das
Phänomen hier aufzumalen:

http://www.schunternet.de/~roland/test/Einkaufswagen.pdf

Die Zeichnung ist eine sozusagen mehrfachbelichtung des rollenden
Einkaufswagenrades. Blau ist das Rad selbst. das dicke schwarze
ist die Gabel, in der das Rad geführt ist. Der dicke schwarze
Punkt zeigt die Position der Lenkachse, also die senkrecht
stehende Achse um die sich die ganze Radaufhängung drehen kann.
Die Gabel, also die dicke schwarze Linie ist die Verbindung
zwischen dieser Lenkachse und der Achse des Rades. Annahme für
dieses Bild ist es, dass das Rad extrem ausgenuffelt ist.
Idealerweise würde das Rad immer parallel zu der Gabel stehen.
Weil aber das Plastikrad an seiner Nabe so ausgeschalgen ist,
hat es bei diesem Bild rund 30° Spiel, es muss also nicht in die
Richtung rollen, in die die Gabel und damit die Führung zeigt,
sondern es kann sich eine Rollrichtung in gewissen Grenzen frei
wählen. Darüber hinaus hat das Rad eine breite Auflagefläche, es
neigt also dazu von sich aus immer geradeaus zu rollen.

Anfänglich (unten im Bild) steht es aus zufälligen Gründen
schräg. Es wird also auch schräg weiterlaufen, da es ja ein
ausgenudeltes Lager hat. Aber nur bis zu einem gewissen
Grenzwinkel, dann ist es am Anschlag und wird in eine andere
Richtung gezwungen. In diese andere Richtung rollte es jetzt
wieder weiter, so lange bis es am nächsten Umschalgpunkt wieder
gezwungen wird, seine Richtung zu ändern.

Das ist eine mögliche Erklärung für das Phänomen. Klar ist, dass
wenn das Spiel im Achslager des Rades kleiner ist, die
Umschlagpunkte dichter beieinander liegen und somit bei
gegebener Fahrgeschwindigkeit die Flatterfrequez größer ist.
Ebenfalls klar ist, dass die Flatterfrequenz linear mit der
Fahrgeschwindigkeit wächst.

Aber wie gesagt, das ist eine mögliche mechanische Erklärung, die
sogar noch ohne jegliche Massenkräfte (Trägheit) auskommt.
Trägheitseffekte gibt es selbstverständlich zusätzlich auch
noch.
Post by Karl-Alfred Römer
Post by Roland Damm
Übrigens gibt es so einen Effekt auch bei Fahrrädern oder
Motorrädern. Bei zweiteren tritt er allerdings
unangenehmenrweise erst bei hohen Geschwindigkeiten auf.
Womit wir hier den gleichen Effekt hätten wie bei unserem
Einkaufswagen. Bei meinem Motorrad ist die Gabel, anders
als beim Fahrrad auch nicht nach vorne gebogen. Vielleicht
ist dadurch auch nur der Nachlauf zu groß, so dass die
Rückstellkräfte auch sehr groß werden so dass die Rückstellung
dann nicht mehr asymptotisch erfolgt.
Post by Roland Damm
Deswegen haben schnellere Motorräder dagegen einen
Lenkungsdämpfer. Grund dürfte bei Motorrädern das 'Spiel' im
weichen Reifen sein sowie die endliche Steifigkeit der Gabel.
Hm. Das kann sein. Habe mir dir ganz schnellen Dinger aber
noch nie so genau angeschaut.
Lenkungsdämpfer: z.B. hier:

http://www.cbr-tuningshop.de/product_info.php?products_id=104

Auf einem der Bilder sieht man auch gleich noch, dass die
Federbeine _vor_ (wenn auch nur wenig) dem Lenkkopf angesiedelt
sind. Das zu deiner Meinung, die Gabel wäre nicht gebogen. Sie
ist vielleicht nicht gebogen, aber was zählt ist nur die
Position der Radachse in Bezug auf die Lenkachse. Welche
Biegungen oder Knicke die Gabel zwischen diesen beiden Punkten
macht, ist erstmal egal.

CU Rollo
Karl-Alfred Römer
2007-06-12 12:17:08 UTC
Permalink
Post by Roland Damm
Ich habe mir mal den Spass gemacht, _eine_ Erklärung für das
http://www.schunternet.de/~roland/test/Einkaufswagen.pdf
Wow, da hast du dir aber wirklich Arbeit gemacht. Ich glaube
ich habe dieses Phänoment schon mal gesehen bei einem Auto
mit Plattfuß. Das ging auch so von Anschlag zu Anschlag.

Scheint aber eine andere Art des Flatterns zu sein, weil in diesem
Fall das Flattern bei jeder beliebigen Drehzahl auftritt.

Auf jeden Fall Danke für deine ausführlichen Erklärungen und
für die Zeichnung.

Viele Grüße
Karl
Roland Damm
2007-06-12 23:02:21 UTC
Permalink
Moin,
Post by Karl-Alfred Römer
Post by Roland Damm
http://www.schunternet.de/~roland/test/Einkaufswagen.pdf
Wow, da hast du dir aber wirklich Arbeit gemacht. Ich glaube
ich habe dieses Phänoment schon mal gesehen bei einem Auto
mit Plattfuß. Das ging auch so von Anschlag zu Anschlag.
Hab ich auch schon mal bei einem Auto gesehen, allerdings ohne
Plattfuss:
In so einem SciFi-Film (der mit Mick Jagger als Bösewicht) fuhren
so futuristische Autos mit drei Rädern herum (oder wurden wohl
eher von Assistenten geschoben). In einer Szene sieht man
schön, wie so ein Auto mit flatterndem Vorderrad angerollt
kommt:-))
Post by Karl-Alfred Römer
Scheint aber eine andere Art des Flatterns zu sein, weil in
diesem Fall das Flattern bei jeder beliebigen Drehzahl
auftritt.
Kann man auch so hinkonstruieren, dass es eine gewisse
Mindestfahrgeschwindigkeit braucht. Schließlich ist das
Umklappen ja so eine Sache, eventuell verläuft das wegen Reibung
unterhalb gewisser Geschwindigkeiten so langsam, dass es kein
Überschwingen gibt.

Wie gesagt, ich schätze die Sache ist ziemlich komplex, glaube
aber, dass Lagerspiel immer irgendwie eine Rolle spielt.

CU Rollo

roland franzius
2007-06-03 05:07:10 UTC
Permalink
Post by Karl-Alfred Römer
Hallo zusammen,
es hat sicher schon jeder mal erlebt, dass bei Einkaufswagen oder bei
Flugzeugen mit geschleppten Rädern, diese anfangen zu flattern, also
um ihre Lenkachse hin und her zu schwingen.
Mir ist klar, dass, wenn so ein Rad aus irgendeinem Grund ausgelenkt
wird, es dann wieder in die Neutralstellung strebt. Nennt man ja
glaube ich statische Stabilität.
Es ist auch klar, dass das Rad über die Neutrallage hinaus schießen
kann, wenn es sich sehr schnell zurück stellen möchte.
Ich frage mich nur, wie sich das so aufschaukeln kann. Sollte sich
das nicht ausschwingen? Also: Rad wird gestört und damit ausgelenkt.
Rad strebt zurück in die Neutralstellung und überschießt etwas.
Rad will wieder zurück in die Neutralstellung und überschießt wieder
etwas, aber weniger als vorher....
... bis es irgendwann wieder still und neutral ist.
Was hält so ein Rad am Flattern? Warum wird das Überschießen
eher stärker um bei einer gewissen Amplitude konstant hin und
her zu schwingen?
Obiges hängt auch mit der Rollgeschwindigkeit zusammen.
Warum spielt die eine Rolle?
Schau dir an, wie der Nachlauf beim Vorderrad von Fahrrädern und Autos
geregelt ist.

Die Drehachse muss schräg liegen um ziemlich genau durch den
Auflagepunkt des Rades gehen. Diese Konstruktion verhindet, dass bei
einer Drehung am Lenker eine Verdrehung der Karosserie erfolgt. Der
einfache Nachlauf mit Achsversatz zum Auflagepunkt erzeugt eine
Schwerpunktsdrehung und eine übermäßig starke Rückstellungskraft und
bringt damit den Wagen im Ruhesystem in eine erzwungene Drehschwingung,
die bei angepasster Geschwindigkeit in Resonanz gerät.

Beim Auto ist der Nachlaufwinkel ca 1° und die resultierenden
Schwingungen werden bei den heute üblichen sehr leichtgängigen Lenkungen
mit einem Lenkungsdämpfer unterdrückt.

Früher und in einfachen Fällen vertraut man auf die Reibung in den
Achsschenkelbuchsen. Und so schleudert der Einkaufwagen auch besonders
schön, wenn die Buchsen ausgeschlagen sind und keine Reibungsdämpfung
mehr ausüben.
--
Roland Franzius
Karl-Alfred Römer
2007-06-05 09:38:11 UTC
Permalink
Erst mal Danke für deine Antwort.
Post by roland franzius
Post by Karl-Alfred Römer
es hat sicher schon jeder mal erlebt, dass bei Einkaufswagen oder bei
Flugzeugen mit geschleppten Rädern, diese anfangen zu flattern, also
um ihre Lenkachse hin und her zu schwingen.
Mir ist klar, dass, wenn so ein Rad aus irgendeinem Grund ausgelenkt
wird, es dann wieder in die Neutralstellung strebt. Nennt man ja
glaube ich statische Stabilität.
Es ist auch klar, dass das Rad über die Neutrallage hinaus schießen
kann, wenn es sich sehr schnell zurück stellen möchte.
Ich frage mich nur, wie sich das so aufschaukeln kann. Sollte sich
das nicht ausschwingen? Also: Rad wird gestört und damit ausgelenkt.
Rad strebt zurück in die Neutralstellung und überschießt etwas.
Rad will wieder zurück in die Neutralstellung und überschießt wieder
etwas, aber weniger als vorher....
... bis es irgendwann wieder still und neutral ist.
Was hält so ein Rad am Flattern? Warum wird das Überschießen
eher stärker um bei einer gewissen Amplitude konstant hin und
her zu schwingen?
Obiges hängt auch mit der Rollgeschwindigkeit zusammen.
Warum spielt die eine Rolle?
Schau dir an, wie der Nachlauf beim Vorderrad von Fahrrädern und Autos
geregelt ist.
Ohje, gerade das Fahrrad! Da ist die Lenkdrehachse nach vorne geneigt
und die Gabel dazu noch nach vorne gebogen. Das das nicht ständig
ausbrechen will, habe ich auch erst vor kurzer Zeit halbwegs
begriffen. Meine ich zumindestens.
Mein Motorrad hat aber komischerweise keine nach vorne gebogene
Gabel. Demnach müsste es einen sehr starken Nachlauf haben.
Also müsste das auch irgenwann schwingen.
Post by roland franzius
Die Drehachse muss schräg liegen um ziemlich genau durch den
Auflagepunkt des Rades gehen. Diese Konstruktion verhindet, dass bei
einer Drehung am Lenker eine Verdrehung der Karosserie erfolgt. Der
einfache Nachlauf mit Achsversatz zum Auflagepunkt erzeugt eine
Schwerpunktsdrehung und eine übermäßig starke Rückstellungskraft und
bringt damit den Wagen im Ruhesystem in eine erzwungene Drehschwingung,
die bei angepasster Geschwindigkeit in Resonanz gerät.
Hm. Resonanz.
Bedeutet das, dass die Schwingung nicht AB einer bestimmten
Geschwindigkeit aufwärts sondern nur BEI dieser Geschwindigkeit
erfolgt?
Post by roland franzius
Beim Auto ist der Nachlaufwinkel ca 1° und die resultierenden
Schwingungen werden bei den heute üblichen sehr leichtgängigen Lenkungen
mit einem Lenkungsdämpfer unterdrückt.
Ich vermute mal, dieser Nachlauf ist wichtig, damit sich das Lenkrad
zurückstellt, wenn man es in einer Kurve gehen läßt oder?
Post by roland franzius
Früher und in einfachen Fällen vertraut man auf die Reibung in den
Achsschenkelbuchsen. Und so schleudert der Einkaufwagen auch besonders
schön, wenn die Buchsen ausgeschlagen sind und keine Reibungsdämpfung
mehr ausüben.
Einleuchtend.
Roland Damm
2007-06-05 21:11:07 UTC
Permalink
Moin,
Post by Karl-Alfred Römer
Post by roland franzius
Schau dir an, wie der Nachlauf beim Vorderrad von Fahrrädern
und Autos geregelt ist.
Ohje, gerade das Fahrrad! Da ist die Lenkdrehachse nach vorne
geneigt
und die Gabel dazu noch nach vorne gebogen. Das das nicht
ständig ausbrechen will, habe ich auch erst vor kurzer Zeit
halbwegs begriffen.
Betrachte, wo die Verlängerung der Lenkachse die
Straßenoberfläche durchstößt und wo dieser Punkt relativ zu dem
Punkt ist, an dem der Reifen auf der Straße aufliegt.
Post by Karl-Alfred Römer
Meine ich zumindestens.
Mein Motorrad hat aber komischerweise keine nach vorne gebogene
Gabel.
Das wäre in der tat sehr komisch. Beim Motorrad ist meistens die
Gabel gerade, dafür aber ein Stück weit vor der Lenkachse
angeordnet. Ist das selbe.
Post by Karl-Alfred Römer
Demnach müsste es einen sehr starken Nachlauf haben.
Also müsste das auch irgenwann schwingen.
Auch formell stabile Geometrieen können schwingen, bei hohen
Geschwindigkeiten allemal. Dein Motorrad wird garantiert auch
zum Schwingen neigen, die Frage ist nur, ob es die
Geschwindigkeit dafür aus eigener Kraft erreichen kann.
Post by Karl-Alfred Römer
Hm. Resonanz.
Bedeutet das, dass die Schwingung nicht AB einer bestimmten
Geschwindigkeit aufwärts sondern nur BEI dieser Geschwindigkeit
erfolgt?
Das sind alles ziemlich nichtlineare Probleme. Es kann sein, dass
es für einen weiten Bereich von Geschwindigkeiten resonante
Zustände gibt, nur halt bei jeder Geschwindigkeit mit einer
anderen Amplitude.
Post by Karl-Alfred Römer
Post by roland franzius
Beim Auto ist der Nachlaufwinkel ca 1° und die resultierenden
Schwingungen werden bei den heute üblichen sehr leichtgängigen
Lenkungen mit einem Lenkungsdämpfer unterdrückt.
Ich vermute mal, dieser Nachlauf ist wichtig, damit sich das
Lenkrad zurückstellt, wenn man es in einer Kurve gehen läßt
oder?
Dafür sollte auch schon die Breite der Reifen sorgen. Breite
Reifen rollen nämlich nicht gerne um die Kurve.

CU Rollo
Ralf Kusmierz
2007-06-05 21:15:02 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Karl-Alfred Römer
Ohje, gerade das Fahrrad! Da ist die Lenkdrehachse nach vorne geneigt
und die Gabel dazu noch nach vorne gebogen. Das das nicht ständig
ausbrechen will, habe ich auch erst vor kurzer Zeit halbwegs
begriffen. Meine ich zumindestens.
Mein Motorrad hat aber komischerweise keine nach vorne gebogene
Gabel. Demnach müsste es einen sehr starken Nachlauf haben.
Also müsste das auch irgenwann schwingen.
Das ist bei Fahrrad und Motorrad völlig identisch: Beide Lenkachsen
sind geneigt, beim Fahrrad bringt die Gabelkrümmung die Radachse vor
die Lenkachse, und beim Motorrad sind die Gabelrohre selbst durch die
Klemmstücke vor dem Steuerschaft montiert. In beiden Fällen durchstößt
die verlängerte Lenkachse etwas vor dem Aufstandspunkt des Vorderrads
die Fahrbahnebene, so daß sich ein kleiner Nachlauf von einigen
Zentimetern ergibt.
Post by Karl-Alfred Römer
Post by roland franzius
Die Drehachse muss schräg liegen um ziemlich genau durch den
Auflagepunkt des Rades gehen. Diese Konstruktion verhindet, dass bei
einer Drehung am Lenker eine Verdrehung der Karosserie erfolgt. Der
einfache Nachlauf mit Achsversatz zum Auflagepunkt erzeugt eine
Schwerpunktsdrehung und eine übermäßig starke Rückstellungskraft und
bringt damit den Wagen im Ruhesystem in eine erzwungene Drehschwingung,
die bei angepasster Geschwindigkeit in Resonanz gerät.
Hm. Resonanz.
Bedeutet das, dass die Schwingung nicht AB einer bestimmten
Geschwindigkeit aufwärts sondern nur BEI dieser Geschwindigkeit
erfolgt?
Das bedeutet es - bei höheren Geschwindigkeiten könnte sich das System
wieder beruhigen, wenn man nicht schon vorher den Abflug gemacht hat.
Post by Karl-Alfred Römer
Post by roland franzius
Beim Auto ist der Nachlaufwinkel ca 1° und die resultierenden
Schwingungen werden bei den heute üblichen sehr leichtgängigen Lenkungen
mit einem Lenkungsdämpfer unterdrückt.
Ich vermute mal, dieser Nachlauf ist wichtig, damit sich das Lenkrad
zurückstellt, wenn man es in einer Kurve gehen läßt oder?
<http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrwerk>


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt hältst Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Karl-Alfred Römer
2007-06-12 12:11:56 UTC
Permalink
Danke für deine Antwort. Hat einiges zur Erhellung des
Problems beigetragen :-)
Loading...