Discussion:
Ortsfaktor im Himalaya?
(zu alt für eine Antwort)
Michael Hagedorn
2005-04-09 09:13:37 UTC
Permalink
Hallo.
Wo ist der Ortsfaktor größer: Im Flachland oder auf einem Berg (z.B. Mt
Everest)?
Man könnte argumentieren: Im Gebirge habe ich mehr Masse unter/neben mir --
andererseits könnte man argumentieren: Im Flachland ist der Abstand
(immerhin 1/r^2) zum Schwerpunkt geringer. Welches Argument ist nun
ausschlaggebend?

Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass der Ortsfaktor tatsächlich
mal von einem Mann mit seltsamen Namen (beginnt mit E....) im Gebirge
gemessen wurde.... aber genau kann ich mich nicht erinnern...
--
Michael
Roland Damm
2005-04-09 10:54:31 UTC
Permalink
Moin,
Post by Michael Hagedorn
Wo ist der Ortsfaktor größer: Im Flachland oder auf einem Berg
(z.B. Mt Everest)?
Man könnte argumentieren: Im Gebirge habe ich mehr Masse
unter/neben mir -- andererseits könnte man argumentieren: Im
Flachland ist der Abstand (immerhin 1/r^2) zum Schwerpunkt
geringer. Welches Argument ist nun ausschlaggebend?
Wenn du auf einem Berg stehst, hast du genau so viel Gestein unter
dir, wie wenn du im Flachland stehst - von Horizont bis Horizont,
auf'm Berg allerdings eher noch weniger. Was die Dichte des
Gesteins angeht, die ist im Gebirge meistens geringer als im
Flachland, wenn dann ähnlich und geringer als der Erddurchschnitt
sowieso. Wegen der leiten Erdkruste ist es sogar so, daß die
Schwerkraft mit zunehmender Tiefe (im Bergwerk z.B.) sogar noch
zunimmt.

Daher würde ich vermuten, daß in Hochgebirge die Schwerkraft allemal
geringer ist, als im Flachland.

CU Rollo
Soeren Wengerowsky
2005-04-09 11:52:43 UTC
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Hallo,

Roland Damm schrieb:
[..]
Post by Roland Damm
Was die Dichte des
Gesteins angeht, die ist im Gebirge meistens geringer als im
Flachland, wenn dann ähnlich und geringer als der Erddurchschnitt
sowieso. Wegen der leiten Erdkruste ist es sogar so, daß die
Schwerkraft mit zunehmender Tiefe (im Bergwerk z.B.) sogar noch
zunimmt.
ACK
Post by Roland Damm
Daher würde ich vermuten, daß in Hochgebirge die Schwerkraft allemal
geringer ist, als im Flachland.
Hätte ich jetzt auch geschätzt.

Kopfball bestätigt das:
http://www.kopfball-online.de/arcflm.phtml?kbsec=arcflm&selFilm=447

Ganz unten:
"Übrigens: Steigt man auf einen Berg, verringert sich der Ortsfaktor,
weil man sich mehr vom Erdmittelpunkt entfernt. Klettert man in ein
Bergwerk hinab, verringert sich der Ortsfaktor ebenfalls, weil nun ein
Teil der anziehenden Erde von oben zieht. Im Erdmittelpunkt ist der
Ortsfaktor Null."


Gruß
Sören
Christian Ade
2005-04-09 16:22:32 UTC
Permalink
Soeren Wengerowsky wrote:
[...]
Post by Soeren Wengerowsky
"Übrigens: Steigt man auf einen Berg, verringert sich der Ortsfaktor,
weil man sich mehr vom Erdmittelpunkt entfernt. Klettert man in ein
Bergwerk hinab, verringert sich der Ortsfaktor ebenfalls, weil nun ein
Teil der anziehenden Erde von oben zieht. Im Erdmittelpunkt ist der
Ortsfaktor Null."
Bedeutet das, dass im Mittelpunkt eines Planeten, bei dem der Kern nicht
flüssig ist, eine geringere Dichte vorherrscht, als in einem gewissen
radialen Abstand dazu?

Findet dann die Kernfusion vornehmlich an der Sonnenkernperipherie
anstatt im unmittelbaren Sonnenmittelpunkt statt?

Und: wenn der Erdkern hohl wäre, herrschte dort wohl "Schwerelosigkeit".
Würde man trotzdem feststellen können, dass man sich nicht im All
befindet? Gehen dort die Uhren langsamer als im All?
--
Christian Ade
Hans-Bernhard Broeker
2005-04-09 16:35:59 UTC
Permalink
Post by Christian Ade
[...]
Post by Soeren Wengerowsky
"Übrigens: Steigt man auf einen Berg, verringert sich der Ortsfaktor,
weil man sich mehr vom Erdmittelpunkt entfernt. Klettert man in ein
Bergwerk hinab, verringert sich der Ortsfaktor ebenfalls, weil nun ein
Teil der anziehenden Erde von oben zieht. Im Erdmittelpunkt ist der
Ortsfaktor Null."
Bedeutet das, dass im Mittelpunkt eines Planeten, bei dem der Kern nicht
flüssig ist, eine geringere Dichte vorherrscht,
Nein, es bedeutet, dass *innerhalb* des Mittelpunkt keine Masse mehr
uebrig ist, die irgendeine gravitative Anziehung bewirken koennte.
Post by Christian Ade
Findet dann die Kernfusion vornehmlich an der Sonnenkernperipherie
anstatt im unmittelbaren Sonnenmittelpunkt statt?
Fusion braucht Temperatur, und die haengt vor allem am Druck, nicht an
der lokalen Schwerkraft.
Post by Christian Ade
Und: wenn der Erdkern hohl wäre, herrschte dort wohl
"Schwerelosigkeit".
Ja.
Post by Christian Ade
Würde man trotzdem feststellen können, dass man sich nicht im All
befindet?
Ja --- weil man nicht beliebig weit gucken kann, und die paar Tausend
Kilometer bis zur Schale koennte man auch mal eben fliegen, um
nachzusehen, was da los ist.
Post by Christian Ade
Gehen dort die Uhren langsamer als im All?
Nein.
--
Hans-Bernhard Broeker (***@physik.rwth-aachen.de)
Even if all the snow were burnt, ashes would remain.
Christian Ade
2005-04-10 09:26:41 UTC
Permalink
Post by Hans-Bernhard Broeker
Post by Christian Ade
[...]
Post by Soeren Wengerowsky
"Übrigens: Steigt man auf einen Berg, verringert sich der Ortsfaktor,
weil man sich mehr vom Erdmittelpunkt entfernt. Klettert man in ein
Bergwerk hinab, verringert sich der Ortsfaktor ebenfalls, weil nun ein
Teil der anziehenden Erde von oben zieht. Im Erdmittelpunkt ist der
Ortsfaktor Null."
Bedeutet das, dass im Mittelpunkt eines Planeten, bei dem der Kern nicht
flüssig ist, eine geringere Dichte vorherrscht,
Nein, es bedeutet, dass *innerhalb* des Mittelpunkt keine Masse mehr
uebrig ist, die irgendeine gravitative Anziehung bewirken koennte.
Richtig, für den Druck sorgt nur noch die Masse außen. Die Frage ist
jetzt, ob der Druck und die Dichte im Mittelpunkt am größten ist. Ich
stelle mir das wie ein Eimer vor, der mit Sand gefüllt ist und auf
dessen Oberfläche man eine schwere Eisenkugel auflegt. Diese zerdrückt
den Sand unter sich, d.h. unmittelbar unter der Kugel wird die
Sanddichte größer sein, allerdings wird sich das nicht bis zum
Eimerboden fortsetzen.
Post by Hans-Bernhard Broeker
Post by Christian Ade
Findet dann die Kernfusion vornehmlich an der Sonnenkernperipherie
anstatt im unmittelbaren Sonnenmittelpunkt statt?
Fusion braucht Temperatur, und die haengt vor allem am Druck, nicht an
der lokalen Schwerkraft.
Eben. (s.o.)
Post by Hans-Bernhard Broeker
Post by Christian Ade
Und: wenn der Erdkern hohl wäre, herrschte dort wohl
"Schwerelosigkeit".
Ja.
Post by Christian Ade
Würde man trotzdem feststellen können, dass man sich nicht im All
befindet?
Ja --- weil man nicht beliebig weit gucken kann, und die paar Tausend
Kilometer bis zur Schale koennte man auch mal eben fliegen, um
nachzusehen, was da los ist.
Scherzkeks.
Post by Hans-Bernhard Broeker
Post by Christian Ade
Gehen dort die Uhren langsamer als im All?
Nein.
Diese Frage ziehe ich zurück.
--
Christian Ade
Roland Damm
2005-04-10 21:21:33 UTC
Permalink
Moin,
Post by Christian Ade
Post by Hans-Bernhard Broeker
Post by Christian Ade
Bedeutet das, dass im Mittelpunkt eines Planeten, bei dem der
Kern nicht flüssig ist, eine geringere Dichte vorherrscht,
Nein, es bedeutet, dass *innerhalb* des Mittelpunkt keine Masse
mehr uebrig ist, die irgendeine gravitative Anziehung bewirken
koennte.
Richtig, für den Druck sorgt nur noch die Masse außen. Die Frage
ist jetzt, ob der Druck und die Dichte im Mittelpunkt am größten
ist. Ich stelle mir das wie ein Eimer vor, der mit Sand gefüllt
ist und auf dessen Oberfläche man eine schwere Eisenkugel auflegt.
Diese zerdrückt den Sand unter sich, d.h. unmittelbar unter der
Kugel wird die Sanddichte größer sein, allerdings wird sich das
nicht bis zum Eimerboden fortsetzen.
Erstens nicht ganz richtig, zweitens sehr schlechter Vergleich. Zum
zweiteren: Der Erdmantel ist flüssig. Selbst wenn die Viskosität
sehr groß ist, dann spielt das keine Rolle, weil das System ja sehr
viel Zeit hat um sich zu setzen. Weiter spielt es keine Rolle, weil
das System Erde ja kugelsymmetrisch ist. Anders als der Sandeimer,
bei dem es auch eine Reibung zwischen Sand und Eimer geben kann.
Der Erdkern ist zwar fest, aber das macht auch nichts, denn er war
mal flüssig. Und auch heute ist er noch so heiß, daß er langsam
(Kriechen) mit Verformung reagieren würde, wenn er einer Belastung
ausgesetzt wäre, die nicht symmetrisch, also ein einfacher
statischer Druck ist. Für den Druck in der Erde spielt es also wohl
noch nicht mal eine Rolle, ob die Erde fest oder flüssig ist. Was
bei dem Sandeimer noch ein schlechter Vergleich ist, ist dasß du
die Dichte des Sandes mit dem Druck verwechselst. Sand verhält sich
ganz und garnicht wie ein Gas (bei einem Gaswäre das richtig).
Sandkörner reiben nämlich aneinander. In der Erde reibt da nichts.
Da fließt es bestenfalls.
Post by Christian Ade
Post by Hans-Bernhard Broeker
Post by Christian Ade
Findet dann die Kernfusion vornehmlich an der
Sonnenkernperipherie anstatt im unmittelbaren Sonnenmittelpunkt
statt?
Fusion braucht Temperatur, und die haengt vor allem am Druck,
nicht an der lokalen Schwerkraft.
Eben. (s.o.)
Verwechsele Schwerkraft nicht mit Druck. Wenn in der Nähe des
Erdkerns keine Schwerkraft mehr ist, dann bedeutet das nur, daß
sich der Druck mit der Tiefe nicht mehr ändert. Es sagt aber
garnichts über den Betrag des Drucks aus. Selbstverständlich ist in
Sonne und Erde im Kern der Druck am größten.

CU Rollo
Robert Probst
2005-04-10 21:52:27 UTC
Permalink
Post by Roland Damm
Verwechsele Schwerkraft nicht mit Druck. Wenn in der Nähe des
Erdkerns keine Schwerkraft mehr ist, ...
Nur so als Frage, die mir dort spontan durch den Kopf schießt:
Würde man einen Tunnel durch die Erde buddeln und etwas in
Mittelpunkt platzieren - wo ja keine Schwerkraft mehr herrscht -
was sagt dann diesem Körper, wie er sich zu bewegen hat ?!?!?!?

MfG
Oliver Jennrich
2005-04-10 21:55:47 UTC
Permalink
Post by Robert Probst
Post by Roland Damm
Verwechsele Schwerkraft nicht mit Druck. Wenn in der Nähe des
Erdkerns keine Schwerkraft mehr ist, ...
Würde man einen Tunnel durch die Erde buddeln und etwas in
Mittelpunkt platzieren - wo ja keine Schwerkraft mehr herrscht -
was sagt dann diesem Körper, wie er sich zu bewegen hat ?!?!?!?
Wenn man mal von der Bewegung um die Sonne absieht (die natürlich ganz
wunderprächtig ohne Schwerkraft funktioniert, schließlich ist der
Körper im freien Fall), warum sollte sich der Körper bewegen?
--
Wer Tippfehler findet, darf sie behalten.
Christian Ade
2005-04-12 16:38:33 UTC
Permalink
Roland Damm wrote:
[...]
Post by Roland Damm
Verwechsele Schwerkraft nicht mit Druck. Wenn in der Nähe des
Erdkerns keine Schwerkraft mehr ist, dann bedeutet das nur, daß
sich der Druck mit der Tiefe nicht mehr ändert. Es sagt aber
garnichts über den Betrag des Drucks aus. Selbstverständlich ist in
Sonne und Erde im Kern der Druck am größten.
Klingt überzeugend.

Danke für die Erklärung.
--
Christian Ade
Ralf Kusmierz
2005-04-10 20:58:21 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Christian Ade
Und: wenn der Erdkern hohl wäre, herrschte dort wohl
"Schwerelosigkeit".
Ja.
Post by Christian Ade
Gehen dort die Uhren langsamer als im All?
Nein.
Doch.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Oliver Jennrich
2005-04-10 21:35:59 UTC
Permalink
Post by Christian Ade
Und: wenn der Erdkern hohl wäre, herrschte dort wohl
"Schwerelosigkeit".
Ja.
Post by Christian Ade
Gehen dort die Uhren langsamer als im All?
Nein.
Doch.
Eben. Die Geschwindigkeit, mit der Uhren laufen, ist keine Eigenschaft
die der Uhr selber zukommt, sondern eine Eigenschaft, die Uhr und
Beobachter zukommt. Eine Uhr, die zusammen mit einem Beobachter eine
Geodäte durchfällt, geht stets gleich schnell. Befindet sich der
Beobachter hingegen an einem anderen Platz (z.B. auf einer Uhr im
Orbit), so sieht er selbstverständlich einen Gangunterschied, der
sowohl aus der Relativbewegung als auch aus dem verschiedenen Ort im
Gravitationspotential herrührt.
--
Wer Tippfehler findet, darf sie behalten.
PhilippWehrli
2005-04-11 07:43:02 UTC
Permalink
Post by Michael Hagedorn
Ich meine mich dunkel erinnern zu können, dass der Ortsfaktor tatsächlich
mal von einem Mann mit seltsamen Namen (beginnt mit E....) im Gebirge
gemessen wurde.... aber genau kann ich mich nicht erinnern...
Eötvös hat Präzisionsmessungen zur Gravitation gemacht.
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