Discussion:
Prismenspektrometer
(zu alt für eine Antwort)
Tim-Oliver Husser
2005-01-24 10:37:32 UTC
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Hi,

ich sitz hier grad an nem Aufbau für nen Prismenspektrometer für einen
Versuch zur Vermessung der Schwarzkörperstrahlung einer Glühlampe.
Wenn ich das Spektrum durchmesse, kriege ich allerdings ein Maximum bei
~700nm, was nach dem Wien'schen Verschiebungsgesetz einer Temperatur von
~4100K entspricht. Wolfram hat aber leider seinen Schmelzpunkt schon bei
3650K...
Das Spektrometer ist so aufgebaut, daß sich das Prisma mit halber
Geschwindigkeit mit dem Meßarm mitdreht, somit ist ein symmetrischer
Durchgang immer gewährleistet. Kalibriert wird mit Hilfe von
Schmalbandfiltern mit bekannter Wellenlänge.
Hat einer ne Idee, was da falsch läuft? Ich hab so die Befürchtung, daß das
Prisma (schweres Flintglas) vielleicht schon einen Teil des IR absorbiert.
Kann das sein? Oder hat Wolfram, da es kein idealer schwarzer Strahler ist,
da vielleicht nen Nebenmaximum?

bye,
Tim-Oliver
Ralf Kusmierz
2005-01-24 14:01:03 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
ich sitz hier grad an nem Aufbau für nen Prismenspektrometer für einen
Versuch zur Vermessung der Schwarzkörperstrahlung einer Glühlampe.
Wenn ich das Spektrum durchmesse, kriege ich allerdings ein Maximum bei
~700nm, was nach dem Wien'schen Verschiebungsgesetz einer Temperatur von
~4100K entspricht. Wolfram hat aber leider seinen Schmelzpunkt schon bei
3650K...
Das Spektrometer ist so aufgebaut, daß sich das Prisma mit halber
Geschwindigkeit mit dem Meßarm mitdreht, somit ist ein symmetrischer
Durchgang immer gewährleistet. Kalibriert wird mit Hilfe von
Schmalbandfiltern mit bekannter Wellenlänge.
Hat einer ne Idee, was da falsch läuft? Ich hab so die Befürchtung, daß das
Prisma (schweres Flintglas) vielleicht schon einen Teil des IR absorbiert.
Kann das sein? Oder hat Wolfram, da es kein idealer schwarzer Strahler ist,
da vielleicht nen Nebenmaximum?
So aus dem Bauch heraus: Eine spektrale Leistungsdichte ist immer über
ein d_lambda oder ein d_ny definiert - bist Du sicher, daß das
spektrale Fenster bei allen Wellenlängen gleich breit ist? Und dann
ist es auch so, daß das Maximum über d_ny bei einem Schwarzen Strahler
an einer anderen Stelle sitzt als das über d_lambda (nachrechnen).

Schließlich: ist die Annahme, daß die Glühlampe ein schwarzer (bzw.
grauer) Strahler ist, überhaupt richtig? Dagegen spricht erstens der
metallische Glanz auch von Wolfram, der im IR-Bereich die Emissivität
herabsetzen sollte (Metalle sind auch optisch keine Lambert-Strahler),
zweitens die geometrische Behinderung der Abstrahlung von langwelligem
IR aufgrund des sehr kleinen Durchmessers des doppelt gewendelten
Glühfadens, und drittens der Einfluß des Lampenglases.

Die saubere Lösung wäre, Deinen Meßaufbau zunächst zu kalibrieren,
entweder mit Normallichtquellen oder mit einem als Hohlraumstrahler
geeigneten Ofen. Die andere Frage ist, ob Du überhaupt das direkte
Licht des sehr dünnen Glühfadens erwischt und nicht etwa irgendwelches
selektiv reflektierte.

Ich habe mal Fotos von der Temperaturverteilung eines Glühfadens
gemacht, indem ich in den Bildhintergrund eine Wolframbandlampe
praktiziert habe (das ist so eine Glühlampe, bei der der "Glühdraht"
ein mehrere mm breites Wolframblech ist), damit konnte man die
Temperaturverteilungen sehr schön als Farb- und Temperaturkontraste
sichtbar machen. (Als Objektiv hatte ich vor ein normales
Photoobjektiv ein KB-Weitwinkelobjektiv mit Umkehrring in
Retro-Stellung verwendet.)

Die Wendel ist auf der Innenseite deutlich heißer als außen, das macht
wenigstens 100 K Unterschied aus und hat wegen der T-Abhängigkeit
erheblichen Einfluß auf die Spektralverteilung.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Tim-Oliver Husser
2005-01-24 14:32:52 UTC
Permalink
Hoi,

erstmal danke für die Antwort.
Post by Ralf Kusmierz
So aus dem Bauch heraus: Eine spektrale Leistungsdichte ist immer über
ein d_lambda oder ein d_ny definiert - bist Du sicher, daß das
spektrale Fenster bei allen Wellenlängen gleich breit ist? Und dann
ist es auch so, daß das Maximum über d_ny bei einem Schwarzen Strahler
an einer anderen Stelle sitzt als das über d_lambda (nachrechnen).
Wenn wir unter dem spektralen Fenster dasselbe verstehen (Breite des
Spektrums, das jeweils gemessen wird), dann ist das überall gleich
breit. Das erreich ich eben über das Mitdrehen des Prismas.
Post by Ralf Kusmierz
Schließlich: ist die Annahme, daß die Glühlampe ein schwarzer (bzw.
grauer) Strahler ist, überhaupt richtig? Dagegen spricht erstens der
metallische Glanz auch von Wolfram, der im IR-Bereich die Emissivität
herabsetzen sollte (Metalle sind auch optisch keine Lambert-Strahler),
zweitens die geometrische Behinderung der Abstrahlung von langwelligem
IR aufgrund des sehr kleinen Durchmessers des doppelt gewendelten
Glühfadens, und drittens der Einfluß des Lampenglases.
Nein, die Glühlampe ist kein perfekter schwarzer Strahler, aber für
unseren Fall sollte es reichen. Es soll in dem Versuch halt einfach
darum gehen, das Maximum des Spektrums zu bestimmen, um daraus die
Temperatur zu berechnen.
Das Birnenglas habe ich extra ins Labor gegeben, damit die das im
Spektrometer mal durchmessen. Absorption gibts da erst im fernen
Infrarot, also außerhalb unseres Meßbereichs.
Post by Ralf Kusmierz
Die saubere Lösung wäre, Deinen Meßaufbau zunächst zu kalibrieren,
entweder mit Normallichtquellen oder mit einem als Hohlraumstrahler
geeigneten Ofen.
Das wird bald schon zu viel Aufwand...
Post by Ralf Kusmierz
Die andere Frage ist, ob Du überhaupt das direkte
Licht des sehr dünnen Glühfadens erwischt und nicht etwa irgendwelches
selektiv reflektierte.
Das Licht geht erst durch eine Lochblende und auf einen Hohlspiegel,
um paralleles Licht zu erzuigen. Danach sitzt noch eine relativ breite
Lochblene (~5mm), die nur das Licht aus dem Mittelbereich der Wendel
in Richtung Prisma durchläßt. Streulicht kann es eigentlich nicht
geben, das Glas der Birne ist klar und das Gehäuse drum herum ist
schwarz lackiert, reflektiert also nichts. Wobei ich mich da auch
schon gefragt hab, ob wir uns dadurch nicht noch nen zweiten schwarzen
Körper einhandeln...
Post by Ralf Kusmierz
Die Wendel ist auf der Innenseite deutlich heißer als außen, das macht
wenigstens 100 K Unterschied aus und hat wegen der T-Abhängigkeit
erheblichen Einfluß auf die Spektralverteilung.
Ja, deshalb bilden wir ja auch nur einen möglichst kleinen Bereich der
Wendel ab.

Grad hab ich mal versucht, statt des Prismas ein Gitter zu verwenden,
falls das Prisma doch absorbiert. Aber dann ist die Lichtausbeute so
gering, daß ich das Spektrum mit dem verwendeten Bolometer kaum noch
messen kann...

Nochmal zum Meßverfahren:
Ich kalibriere erst einmal, indem ich Schmalbandfilter bekannter
Wellenlänge in den Strahlengang setze und den Winkel messe, unter dem
ich die Spektrallinie dann sehe. Das mach ich für 4-5 Filter und mach
'ne lineare Regression, da ich jetzt mal davon ausgehe, daß die
Winkel-Wellenlängen-Abhängigkeit linear ist.
Dann nehm ich die Filter aus dem Strahlengang und vermeß das ganze
Spektrum, meß also die Intensität in Abhängigkeit des Winkels, den ich
ja über die vorher durchgeführte Kalibration leicht in eine
Wellenlänge umrechnen kann.
Hier sind mal zwei Messungen mit einer 150W-Birne mitsamt der zur
(nach dem Wienschen Verschiebungsgesetzt bestimmten) Temperatur
gehörenden Planck-Kurve:
http://www.fsr.physik.uni-goettingen.de/~husser/messung1.pdf
Was leider sowieso auffällt ist, daß die theoretische Kurve erheblich
breiter ist als die beiden gemessenen und die sowieso nicht wirklich
nach einer Planck-Funktion aussehen...


bye,
Tim-Oliver
Tim-Oliver Husser
2005-01-24 14:57:17 UTC
Permalink
Post by Tim-Oliver Husser
Wenn wir unter dem spektralen Fenster dasselbe verstehen (Breite des
Spektrums, das jeweils gemessen wird), dann ist das überall gleich
breit. Das erreich ich eben über das Mitdrehen des Prismas.
Um genau zu sein, ich meß immer ~40nm des Spektrums, bedingt durch die
endliche Ausdehnung des Spaltes davor... Kann den zwar kleiner machen,
aber dann kommt hinten zu wenig Licht an.
Andreas Heyer
2005-01-24 14:59:32 UTC
Permalink
Post by Tim-Oliver Husser
Post by Tim-Oliver Husser
Wenn wir unter dem spektralen Fenster dasselbe verstehen (Breite des
Spektrums, das jeweils gemessen wird), dann ist das überall gleich
breit. Das erreich ich eben über das Mitdrehen des Prismas.
Um genau zu sein, ich meß immer ~40nm des Spektrums, bedingt durch die
endliche Ausdehnung des Spaltes davor... Kann den zwar kleiner machen,
aber dann kommt hinten zu wenig Licht an.
Ist das nicht ein wenig schmal, um wirklich das Hauptmaximum zu
finden? Wenn man Dreckeffekte nicht ausschliessen kann, würde ich
mich nicht darauf verlassen, dass nicht noch andere Extrema
existieren, oder?

MfG
Andreas
Tim-Oliver Husser
2005-01-24 15:03:41 UTC
Permalink
Post by Andreas Heyer
Ist das nicht ein wenig schmal, um wirklich das Hauptmaximum zu
finden? Wenn man Dreckeffekte nicht ausschliessen kann, würde ich
mich nicht darauf verlassen, dass nicht noch andere Extrema
existieren, oder?
Nein, ich meß schon das komplette Spektrum durch, aber ich meß halt
immer 40nm des Spektrums auf einmal, also eigentlich nen leicht
gefaltetes Spektrum.

Tim-Oliver
Andreas Heyer
2005-01-24 15:12:17 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Tim-Oliver Husser
Nein, ich meß schon das komplette Spektrum durch, aber ich meß halt
immer 40nm des Spektrums auf einmal, also eigentlich nen leicht
gefaltetes Spektrum.
Wie misst du da etwas auf einmal? Willst du sagen, dass das Licht
aus dem Prisma ca. 40 nm breit aufgelöst ist und auf den
Intensitätssensor fällt?

Ist dein Sensor auch linear? Bei HL-Elementen würde ich da nicht
so drauf vertrauen.

MfG
Andreas
Uwe Hercksen
2005-01-24 17:40:02 UTC
Permalink
Post by Tim-Oliver Husser
Nein, ich meß schon das komplette Spektrum durch, aber ich meß halt
immer 40nm des Spektrums auf einmal, also eigentlich nen leicht
gefaltetes Spektrum.
Hallo,

dann kann doch das bestimmte Maximum auch um 40 nm danebenliegen, also
auch bei 740 nm, passt das dann besser zur Schmelztemperatur von Wolfram?

Bye
Hartmut Lehmann
2005-01-25 09:13:45 UTC
Permalink
Post by Andreas Heyer
Post by Tim-Oliver Husser
Nein, ich meß schon das komplette Spektrum durch, aber ich meß halt
immer 40nm des Spektrums auf einmal, also eigentlich nen leicht
gefaltetes Spektrum.
Hallo,
dann kann doch das bestimmte Maximum auch um 40 nm danebenliegen, also
auch bei 740 nm, passt das dann besser zur Schmelztemperatur von Wolfram?
Noch 'ne Frage: Was für einen Detektor benutzt Du eigentlich am
Spektrometer (Halbleiter -ev. sogar Si-, Thermopile oder Bolometer?)?
Hast Du Dir schon mal Gedanken um die spektrale Empfindlichkeit Deines
Detektors gemacht?
Sieh Dir z.B. mal die spektralen Empfindlichkeiten der einzelnen
Detektormaterialien auf http://www.lot-oriel.com/de/htm/all/spe03.php
an.

MfG

Hartmut
Tim-Oliver Husser
2005-01-26 12:41:05 UTC
Permalink
Post by Hartmut Lehmann
Post by Uwe Hercksen
dann kann doch das bestimmte Maximum auch um 40 nm danebenliegen, also
auch bei 740 nm, passt das dann besser zur Schmelztemperatur von Wolfram?
Naja, wie gesagt meß ich ja eine Faltung des Spektrums. Aber trotzdem
müßte dann das Maximum ziemlich genau (aussem Bauch heraus: <5nm
Abweichung) da liegen, wo es auch in Wirklichkeit liegt. Oder nicht?
Post by Hartmut Lehmann
Noch 'ne Frage: Was für einen Detektor benutzt Du eigentlich am
Spektrometer (Halbleiter -ev. sogar Si-, Thermopile oder Bolometer?)?
Hast Du Dir schon mal Gedanken um die spektrale Empfindlichkeit Deines
Detektors gemacht?
Sieh Dir z.B. mal die spektralen Empfindlichkeiten der einzelnen
Detektormaterialien auf http://www.lot-oriel.com/de/htm/all/spe03.php
an.
Ich verwende dieses Bolometer:
http://products.phywe.de/deta.php?prodid=425094&lang=de&wort=08479.00
Laut Anleitung ist die Empfindlichkeit in dem von mir vermessenen
Wellenlängenbereich recht konstant. Da sollte es also eigentlich keine
Probleme geben...

Gruß, Tim-Oliver
Ralf Kusmierz
2005-01-24 15:04:52 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Tim-Oliver Husser
Um genau zu sein, ich meß immer ~40nm des Spektrums,
Und das stimmt auch sicher? Du kriegst einen dreieckfömigen
Intensitätsverlauf, wenn Du vor dem feststehenden Spektrometer ein
lineares Spektrum vorbeiziehst? (40nm ist ziemlich breit).
Post by Tim-Oliver Husser
bedingt durch die
endliche Ausdehnung des Spaltes davor... Kann den zwar kleiner machen,
aber dann kommt hinten zu wenig Licht an.
Verblüfft eigentlich - eine Glühlampe ist an sich "richtig hell" für
spektroskopische Anwendungen.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Ralf Kusmierz
2005-01-24 15:01:03 UTC
Permalink
X-No-Archive: Yes
Post by Tim-Oliver Husser
Wenn wir unter dem spektralen Fenster dasselbe verstehen (Breite des
Spektrums, das jeweils gemessen wird), dann ist das überall gleich
breit. Das erreich ich eben über das Mitdrehen des Prismas.
Nein, das meine ich selbstverständlich nicht, sondern die Differenz
zwischen größter und kleinster Wellenlänge im Durchlaßbereich
(sozusagen die Spaltbreite im Eingangsfenster. Ist denn d_lambda/d_x
bei Dir für alle lambda gleich?
Post by Tim-Oliver Husser
Streulicht kann es eigentlich nicht
geben, das Glas der Birne ist klar und das Gehäuse drum herum ist
schwarz lackiert, reflektiert also nichts. Wobei ich mich da auch
schon gefragt hab, ob wir uns dadurch nicht noch nen zweiten schwarzen
Körper einhandeln...
Wohl kaum, solange die schwarze Farbe kalt bleibt. Schwarze Körper
erkennt man meistens daran, daß sie hell leuchten ;-)
Post by Tim-Oliver Husser
Ja, deshalb bilden wir ja auch nur einen möglichst kleinen Bereich der
Wendel ab.
Das möchtest Du bitte noch einmal nachvollziehen - so, wie
beschrieben, kann das wohl kaum funktionieren.
Post by Tim-Oliver Husser
Grad hab ich mal versucht, statt des Prismas ein Gitter zu verwenden,
falls das Prisma doch absorbiert. Aber dann ist die Lichtausbeute so
gering, daß ich das Spektrum mit dem verwendeten Bolometer kaum noch
messen kann...
Es gibt andere und wesentlich empfindlichere Lichtsensoren. Zur Not
kann man den empfindlichen anhand der Kurve des unempfindlicheren
kalibrieren.
Post by Tim-Oliver Husser
Ich kalibriere erst einmal, indem ich Schmalbandfilter bekannter
Wellenlänge in den Strahlengang setze und den Winkel messe, unter dem
ich die Spektrallinie dann sehe. Das mach ich für 4-5 Filter und mach
'ne lineare Regression, da ich jetzt mal davon ausgehe, daß die
Winkel-Wellenlängen-Abhängigkeit linear ist.
Ist sie? Wie sieht es bei einem polynomialen Fit aus? Und selbst bei
einem linearen Zusammenhang ändert sich doch offenbar die Breite des
spektralen Fensters, wenn die Kurve nicht waagerecht bzw. proportional
zu lambda verläuft, oder nicht?
Post by Tim-Oliver Husser
Dann nehm ich die Filter aus dem Strahlengang und vermeß das ganze
Spektrum, meß also die Intensität in Abhängigkeit des Winkels, den ich
ja über die vorher durchgeführte Kalibration leicht in eine
Wellenlänge umrechnen kann.
Wie kalibrierst Du die Intensitäten, wie "schwarz" ist Dein Bolometer?
(Gut, theoretisch solltest Du mit einem Bolometer eine absolute
Intensitätsmessung hinkriegen.)
Post by Tim-Oliver Husser
Hier sind mal zwei Messungen mit einer 150W-Birne mitsamt der zur
(nach dem Wienschen Verschiebungsgesetzt bestimmten) Temperatur
Liegt das Maximum für eine Planckverteilung dieser Temperatur nicht
ein bißchen zu kurzwellig (mal abgesehen davon, daß die Farbtemperatur
eher bei ca. 3400K liegen sollte)?
Post by Tim-Oliver Husser
http://www.fsr.physik.uni-goettingen.de/~husser/messung1.pdf
Was leider sowieso auffällt ist, daß die theoretische Kurve erheblich
breiter ist als die beiden gemessenen und die sowieso nicht wirklich
nach einer Planck-Funktion aussehen...
Miß doch mal die Fadentemperatur mit einem Pyrometer.


Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
gesamt heraus Immission interessiert korreliert korrigiert Laie
nämlich offiziell parallel reell Satellit Standard Stegreif voraus
Tim-Oliver Husser
2005-01-24 15:12:41 UTC
Permalink
Ich muß jetzt leider weg. Am Mittwoch arbeite ich wieder weiter an dem
Aufbau (und werd dann auch mal versuchen, die aufgekommenen Fragen zu
beantworten), dann bring ich mal ne Kamera mit und fotografier den
Aufbau, vielleicht ist da ja schon nen grundsätzlicher Fehler drin...
Danke erstmal für die Hilfe, vielleicht sind meine Probleme ab
Mittwoch dann ja nachvollziehbarer als jetzt. ;)

bye,
Tim-Oliver
Tim-Oliver Husser
2005-01-26 12:36:48 UTC
Permalink
Hi,

so, dann versuch ich mal, den Versuchsaufbau genau zu erläutern. Hier
ein Bild von oben:
Loading Image...
Unten inner Mitte befindet sich eine 150W Glühbirne in einem schwarzen
Gehäuse, welches nach links eine Öffnung hat. Direkt davor steht eine
Lochblende mit 2mm Öffnungsdurchmesser. Das Licht fällt dann auf den
Hohlspiegel links, um paralleles Licht zu erzeugen. Da der Lichtstrahl
vom Spiegel breiter ist als das Prisma gehts noch durch einen recht
breiten Spalt (~1cm) und dann aufs Prisma. Das sieht man auch hier
recht gut:
Loading Image...
An dem Bolometer, das zum Messen verwendet wird, ist noch eine weitere
Spaltblende befestigt, da sonst die Meßfläche zu groß wär.
Den gesamten Arm mit Bolometer kann man nun drehen, wobei sich das
Prisma mit halber Geschwindigkeit mitdreht.
Das Spektrum, das ich vermesse, sieht dann etwa so aus:
Loading Image...
Loading Image...
Hab ich in dem Aufbau vielleicht irgendwo nen generellen Denkfehler?

Gruß, Tim-Oliver

PS: Sorry für die großen Bilder, aber die kommen direkt aus der
Digicam und ich hab hier leider kein Bildbearbeitungsprogramm zur
Hand...
Andreas Heyer
2005-01-26 13:32:18 UTC
Permalink
Hallo Tim-Oliver,
Post by Tim-Oliver Husser
Den gesamten Arm mit Bolometer kann man nun drehen, wobei sich das
Prisma mit halber Geschwindigkeit mitdreht.
Warum dreht sich das Prisma mit? Treten nicht alle (wichtigen) Wellenlängen
(Totalreflektion?) in dieser Anordnung aus, dass du das Prisma drehen musst?

MfG
Andreas
Tim-Oliver Husser
2005-01-26 13:39:21 UTC
Permalink
Hi Andreas,
Post by Andreas Heyer
Warum dreht sich das Prisma mit? Treten nicht alle (wichtigen) Wellenlängen
(Totalreflektion?) in dieser Anordnung aus, dass du das Prisma drehen musst?
Naja, Problem ist halt, daß die Brechung vom Durchgang durch das
Prisma abhängig ist. Das Spektrometer ist so aufgebaut, daß das Licht,
das im Bolometer detektiert wird, immer den symmetrischen Durchgang
durchs Prisma hatte. Wenn ich das nicht mache, habe ich eine variable
Brechung des Lichts (x Grad im gemessenen Spektrum entprechen dann
also nicht immer y nm) und müßte also auch die bei der Messung
beachten.

Gruß,
Tim-Oliver
Andreas Heyer
2005-01-26 14:07:47 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Tim-Oliver Husser
Naja, Problem ist halt, daß die Brechung vom Durchgang durch das
Prisma abhängig ist.
Das ist ja gerade das Geheimnis eines Prismenspektrometers ;-) Anderenfalls
gäbe es ja nichts zu messen.
Post by Tim-Oliver Husser
Das Spektrometer ist so aufgebaut, daß das Licht,
das im Bolometer detektiert wird, immer den symmetrischen Durchgang
durchs Prisma hatte. Wenn ich das nicht mache, habe ich eine variable
Brechung des Lichts (x Grad im gemessenen Spektrum entprechen dann
also nicht immer y nm) und müßte also auch die bei der Messung
beachten.
Du meinst, dass du nicht immer deine ~40nm auf den Detektor bekommst,
sondern mal mehr oder weniger? Du willst also immer im "linearen" Bereich
von sin oder cos in der Geleichung, die dir aus dem Ausfallswinkel die
Wellenlänge berechnet, bleiben?

Ich würde, da ja scheinbar ein Fehler im System ist, trotzdem das Prisma mal
fest lassen, und das Spektrum aufnehmen. Da muss man halt die Winkeländerung
des Messkopfes in den engeren Bereichen verkleinern. Und vielleicht liegt
das zu erwartende Maximum gar nicht dort, so dass es für die Auswertung
keine Rolle spielt. Dann erst kannst du entscheiden, ob die Lampe "falsch
geht" oder dein Messaufbau.

MfG
Andreas

PS: Das erste Spektrum sieht ja nicht so schön aus. Warum ist denn das Gelb
oben und unten durch Rot eingeschnürt?
Tim-Oliver Husser
2005-01-26 14:22:25 UTC
Permalink
Post by Andreas Heyer
Ich würde, da ja scheinbar ein Fehler im System ist, trotzdem das Prisma mal
fest lassen, und das Spektrum aufnehmen. Da muss man halt die Winkeländerung
des Messkopfes in den engeren Bereichen verkleinern. Und vielleicht liegt
das zu erwartende Maximum gar nicht dort, so dass es für die Auswertung
keine Rolle spielt. Dann erst kannst du entscheiden, ob die Lampe "falsch
geht" oder dein Messaufbau.
Das sagst Du jetzt so einfach, mal schauen, ob ich das Zahnrad
abkriege, damit sich das Tischchen nicht mitdreht...
Post by Andreas Heyer
PS: Das erste Spektrum sieht ja nicht so schön aus. Warum ist denn das Gelb
oben und unten durch Rot eingeschnürt?
Das ist ein Grund, warum ich hier um Hilfe schreie. ;)

Tim-Oliver
Jürgen Appel
2005-01-27 09:51:25 UTC
Permalink
Post by Tim-Oliver Husser
Hi,
so, dann versuch ich mal, den Versuchsaufbau genau zu erläutern. Hier
http://www.fsr.physik.uni-goettingen.de/~husser/aufbau1.JPG
Unten inner Mitte befindet sich eine 150W Glühbirne in einem schwarzen
Gehäuse, welches nach links eine Öffnung hat. Direkt davor steht eine
Lochblende mit 2mm Öffnungsdurchmesser. Das Licht fällt dann auf den
Hohlspiegel links, um paralleles Licht zu erzeugen. Da der Lichtstrahl
vom Spiegel breiter ist als das Prisma gehts noch durch einen recht
breiten Spalt (~1cm) und dann aufs Prisma.
Dein Spektrum sieht ziemlich verwaschen aus. Ein besseres Bild bekommst Du,
wenn Du das Lampenlicht zunächst durch einen feinen Schlitz schickst und
das hindurchtretende Lichtbündel dann mit dem Hohlspiegel parallel machst.

Effektiv wird's wohl am besten, wenn zunächst einen Deiner Farbfilter
einsetzt und dann den Schlitz nicht im Unendlichen scharf abbildest
sondern in die Bolometer-/ Detektorebene.

Wenn Du so fokussierst, sollte es im Übrigen auch mit einem Gitter klappen.
Post by Tim-Oliver Husser
http://www.fsr.physik.uni-goettingen.de/~husser/aufbau2.JPG
An dem Bolometer, das zum Messen verwendet wird, ist noch eine weitere
Spaltblende befestigt, da sonst die Meßfläche zu groß wär.
Hier verschwendest Du den Großteil Deines Lichtes, weil Du vorher nicht
gescheit fokussiert hast. Schau Dir ruhig mal den
Anfängerpraktikumsversuch "Balmerserie und Dispersion" an. Wenn sich in
den letzten fast 10 Jahren nichts geändert hat (und der Versuch den Umzug
überdauert hat ;-), kannst du Dir da abkucken, wie man a) eine clevere
Halbwinkelführung ohne Zahnräder baut, b) die Schlitze günstig
positioniert und c) im Theorieteil die Bestätigung für Dein Vorgehen
finden, stets einen symmetrischen Strahldurchgang zu wählen (da ist das
Auflösungsvermögen am größten und, da dies die Einstellung minimaler
Ablenkung ist, hängt die Brechung vorwiegend von der Wellenlänge und nur
in zweiter Ordnung vom Einfallswinkel ab).

Gruß nach Göttingen
Jürgen
--
GPG key:
http://pgp.mit.edu:11371/pks/lookup?search=J%FCrgen+Appel&op=get
Tim-Oliver Husser
2005-01-31 20:34:00 UTC
Permalink
Post by Jürgen Appel
Dein Spektrum sieht ziemlich verwaschen aus. Ein besseres Bild bekommst Du,
wenn Du das Lampenlicht zunächst durch einen feinen Schlitz schickst und
das hindurchtretende Lichtbündel dann mit dem Hohlspiegel parallel machst.
Ich geh durch ne Lochblende, was meiner Meinung nach ein besseres
Ergebnis bringen sollte als eine Schlitzblende, wenns danach auf einen
Hohlspiegel geht, da ich dann ja wirklich aus dem Brennpunkt komme mit
dem Licht.
Post by Jürgen Appel
Effektiv wird's wohl am besten, wenn zunächst einen Deiner Farbfilter
einsetzt und dann den Schlitz nicht im Unendlichen scharf abbildest
sondern in die Bolometer-/ Detektorebene.
Hmm, was haben die Farbfilter jetzt damit zu tun? Oder meinste
einfach, daß ich die Spektrallinie, die ich dadurch bekomme, scharf
abbilden soll?
Post by Jürgen Appel
Wenn Du so fokussierst, sollte es im Übrigen auch mit einem Gitter klappen.
Ja, nur mit den Gittern, die ich hier habe, verlier ich zu viel
Licht...
Post by Jürgen Appel
Post by Tim-Oliver Husser
http://www.fsr.physik.uni-goettingen.de/~husser/aufbau2.JPG
An dem Bolometer, das zum Messen verwendet wird, ist noch eine weitere
Spaltblende befestigt, da sonst die Meßfläche zu groß wär.
Hier verschwendest Du den Großteil Deines Lichtes, weil Du vorher nicht
gescheit fokussiert hast.
Naja, nur desto breiter der einfallende Strahl aufs Prisma ist, desto
verwaschener ist das Spektrum, das ich rauskriege. Insbesondere krieg
ich dann in der Mitte des sichtbaren Spektrums einen weißen Bereich...
Post by Jürgen Appel
Schau Dir ruhig mal den
Anfängerpraktikumsversuch "Balmerserie und Dispersion" an. Wenn sich in
den letzten fast 10 Jahren nichts geändert hat (und der Versuch den Umzug
überdauert hat ;-),
Also so ein Versuch ist mir nicht bekannt, hab ich damals auch nicht
gemacht, als ich da Praktikant war...
Aber den Umzug hat glücklicherweise (oder vielleicht leider? *g*)
alles überlebt. ;)

Tim-Oliver
Jürgen Appel
2005-02-01 09:55:17 UTC
Permalink
Hallo!
Post by Tim-Oliver Husser
Post by Jürgen Appel
Dein Spektrum sieht ziemlich verwaschen aus. Ein besseres Bild bekommst
Du, wenn Du das Lampenlicht zunächst durch einen feinen Schlitz schickst
und das hindurchtretende Lichtbündel dann mit dem Hohlspiegel parallel
machst.
Ich geh durch ne Lochblende, was meiner Meinung nach ein besseres
Ergebnis bringen sollte als eine Schlitzblende, wenns danach auf einen
Hohlspiegel geht, da ich dann ja wirklich aus dem Brennpunkt komme mit
dem Licht.
Dann ist das Bild dieser Lochblende halt ein Punkt. Wenn Dein Hohlspiegel
richtig steht (so daß Du nicht unnötig Licht verschwendest), solltest Du
also in der Ebene des Bolometers eine scharfe Abbildung dieses Punktes
haben.

Für die spektrale Auflösung ist es allerdings nur wichtig, daß deine Quelle
in horizontaler Richtung klein ist, Du kannst also deutlich mehr Licht
ausnutzen ohne Auflösungsvermögen zu verlieren, wenn Du statt des Loches
einen Spalt nimmst.

Probier's doch einfach mal aus:
Lampe -> Schlitz -> Linse/Spiegel -> Prisma -> (ggf. Schlitz,)-> Detektor.
Mit der Linse bzw. dem Spiegel den Schlitz scharf auf dem Detektor (bzw.
seiner Eingangsblende) abbilden.

Besser wäre es natürlich, vor die Schlitzblende des Detektors auch eine
Linse zu montieren und dann mit exakt parallelem Licht im Prisma zu
arbeiten. Da Dein Detektor aber ein ganzes Ende weg ist, dürfte der
Lichtstrahl im Prisma auch bei scharfer Abbildung des Spaltes noch sehr
parallel verlaufen.

Das Auflösungsvermögen des Prismas ist übrigens um so besser, je _breiter_
der Strahl ist, wenn er auf das Prisma fällt. Gleiches gilt auch für ein
Gitter.
Post by Tim-Oliver Husser
Post by Jürgen Appel
Effektiv wird's wohl am besten, wenn zunächst einen Deiner Farbfilter
einsetzt und dann den Schlitz nicht im Unendlichen scharf abbildest
sondern in die Bolometer-/ Detektorebene.
Hmm, was haben die Farbfilter jetzt damit zu tun? Oder meinste
einfach, daß ich die Spektrallinie, die ich dadurch bekomme, scharf
abbilden soll?
Genau. Der Filter macht das Positionieren der Abbildungsoptik viel
einfacher.
Post by Tim-Oliver Husser
Post by Jürgen Appel
Wenn Du so fokussierst, sollte es im Übrigen auch mit einem Gitter klappen.
Ja, nur mit den Gittern, die ich hier habe, verlier ich zu viel
Licht...
So wie ich das bisher verstehe, verlierst Du den Großteil des Lichtes an
anderer Stelle, nämlich an deinen ganzen Blenden.
Post by Tim-Oliver Husser
Post by Jürgen Appel
Schau Dir ruhig mal den
Anfängerpraktikumsversuch "Balmerserie und Dispersion" an. Wenn sich in
den letzten fast 10 Jahren nichts geändert hat (und der Versuch den Umzug
überdauert hat ;-),
Also so ein Versuch ist mir nicht bekannt, hab ich damals auch nicht
gemacht, als ich da Praktikant war...
Aber den Umzug hat glücklicherweise (oder vielleicht leider? *g*)
alles überlebt. ;)
Hmm, ich hab nochmal nachgesehen: Von den 40 Versuchen hatten sogar 2 was
mit Prismen zu tun, da muß doch wohl noch etwas geblieben sein...?

Immerhin hat sich Eurer Website zufolge ja schon was geändert: Die Idee mit
dem Block- und Projektpraktikum wurde verwirklicht.

Gruß
Jürgen
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GPG key:
http://pgp.mit.edu:11371/pks/lookup?search=J%FCrgen+Appel&op=get
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