Roland Franzius schrieb:
Danke erst einmal für die nachfolgenden und mir meist einleuchtenden
Erklärungen.
Post by Roland FranziusDas nichtrelativistische Konzept des Schwerpunkts tritt in vielerlei
Zusammenhang auf: 1) Statistischer Schwerpunkt eines gewichteten Mittels
von Massen, 2) gravitativer Schwerpunkt als Mittelpunkt des
Monopolanteils des Netwonschen Gravitationsfeldes einer beliebigen,
statischen Massenverteilung, 3) Impulsmittelpunkt im Sinne von 1) mit
Erhaltung des Gesamtimpulses, 4) Mittelpunkt der Drehbewegung von
Körpern usw usw.
Soweit sich die Konzepte im flachen Raum mit Newtonisch abgetrennter
Zeit auf 1) zurückführen lassen, ist alles ok. Relativistisch müsste man
alle Konzepte durch Energiemittelpunkte ersetzen, denn Mittelwerte von
Beträgen machen keinen tiefen Sinn, wie die Bankenkrise zeigt. Außer im
Zweikörperproblem ist für beliebig bewegte Massenverteilungen eine
Auftrennung in Schwerpunktsbewegung und Rotation um den Schwerpunkt
nicht mehr nützlich in irgendeinem Sinn.
Nun ja, dann nennen wir das Kind halt nicht Schwerpunkt im Sinne eines
Punktes, sondern sind einfach mal großzügiger und nehmen den Schwerpunkt
im Sinne eines Raumgebietes. Hundert Millionen Lichtjahre Ausdehnung, in
welchem der Schwerpunkt herumeiert, dürften hierbei keine große Rolle
spielen.
In der Annahme, dass das Universum in alle Richtungen gleich aussieht,
könnten gemittelte Beträge da nicht durchaus sinnvoll sein? Bei deinem
Bankbeispiel könnte man bei globaler Betrachtung bei gemittelten
Beträgen doch zumindest die Geldströme verfolgen. So weh die lokale
Betrachtung des Geldkontos manch einem tun kann, so sind die globalen
Geldströme doch wesentlich aussagekräftiger. Geld wird ja nicht
vernichtet, sondern umverteilt. Wo es große Verliere gibt, gibt es auch
große Gewinner.
Und so wie man Geldströme betrachtet, ist es im Hoinblick auf das
Universum doch wichtiger, eine Betrachtung der Materie/energieströme
anzustellen als das einzelne lokale Ereignis.
Es spielt bei globaler Betrachtung IMHO keine allzugroße Rolle, ob lokal
ein Stern explodiert, ob sich eine Galaxie bildet oder ob dort nur
Staub- oder Gaswolken sind.
Ein paar Fragen hierzu:
Es gibt doch diese Schneekugeln. Wenn man auf der ISS so eine Kugel
(jedoch ohne Wasserfüllung, nur mit den Kunstschneeteilchen) gleichsam
als Ersatzuniversum nimmt und schüttelt, ändert sich dann nach der
Schüttelei der Schwerpunkt der Kugel (eine gewisse Unschärfe dabei in
Kauf nehmend)? Die einzelnen Flocken sind im Vergleich zum Kugelvolumen
doch sehr klein, aber doch so zahlreich, dass man bei einer gewissen
Vergröberung von einem homogen Massenverteilung sprechen könnte.
IMHO müssten sich Massenverschiebungen so ausgleichen, dass der
Schwerpunkt letztlich innerhalb eines recht begrenzten Gebietes hin- und
herwandern dürfte.
Schüttelt man die Kugel hingegen so, dass die Flocken zu rotieren
anfangen, dann könnte man IMHO sogar von einem Kreisel sprechen. Der
Schwerpunkt dürfte insgesamt noch weit stabiler liegen als durch
willkürliche Schüttelei.
Aber davon mal abgesehen, sehe ich nicht, welchen Nutzen die Kenntnis
eines Schwerpunktes haben soll. Eine Zentraluhr wird man auch dort nicht
aufhängen können. Ohnehin wird man den Schwerpunkt wohl auch kaum
messbar feststellen können, solange man sich innerhalb unserer
Universums befindet. Und ob ein "Außerhalb" überhaupt existiert, das
wird uns wohl nur Perry Rhodan beantworten können.;-)
Post by Roland FranziusIn der ART verliert der Schwerpunkt als Gravitationszentrum zusätzlich
zu den speziell-relativistischen Problemen rotierender Materie seinen
Wert, weil dort Wirkungsmittelpunkte der Gravitagtion von Punktmassen
über deren Raum-Zeit-Trajektoren von Masseverteilungen gebildet werden
und man daher gar nicht mehr vom Schwerpunkt zu einer festen Zeit reden
kann. Eine feste Zeit würde einen feste Raumfolge zu diesen Zeiten
voraussetzen, ganz im Gegensatz zum Prinzip der Freiheit der Wahl des
lokalen Bezugssystems und der Verknüpfung derselben zu einem kosmischen
Atlas.
Ja schon, aber die Gravitation der Punktmassen bildet sich ja nicht aus
dem Nichts. Die Frage ist doch, ab wann sich am Schwerpunkt etwas tun
würde. Man kann doch sagen, dass unmittelbar nach dem postulierte
Urknall der Schwerpunkt, nun ja, "mittig" war. Ich glaube nicht, dass
sich nach Expansion, Abkühlung und Materie- also Strukturbildung daran
etwas fundamental geändert haben sollte. Wenn Strukturbildung in einem
Gebiet stattgefunden hat, dann hat sie vermutlich auch so in anderen
Gebieten stattgefunden, so dass es sich letztendlich ausgeglichen hat.
Wenn man sich Schlierenbilder ansieht, z.B. von einer mit Knallgas
gefüllten Seifenblase, welche detoniert, dann macht das auf mich den
Eindruck einer insgesamt /auf den Schwerpunkt bezogen/ recht geringen
Variabilität des Schwerpunktes. BTW sehen die wegfliegenden Filamente
von der Morphologie her praktisch genauso aus wie die Strukturen im
Universum, also eine wabenartige Void- und Materieclusterstruktur.
Grüße
Harald