Christian.Gollwitzer # uni-***@2:240/2188.911 meinte am 21.12.06
zum Thema "Re: =?iso-8859-1?Q?Re: physikalischer Wert
Post by Christian Gollwitzer[ sehr gutes und nützliches gekürzt ]
Kurz gefasst: Information ist keine physikalische Groesse und
hat keinen physikalischen (Mess)Wert.
Das ist richtig. Man kann aber trotzdem unter Kenntnis
gewisser Materialparameter der Festplatte eine
Entropieproduktion für die *Speicherung* von x MB Inhalt
berechnen/abschätzen.
Das erscheint mir ein Irrtum.
Allerdings ist ja vollkommen offen, was da gemeint sein soll mit
"speichern" statt speichern.
Gemeinhin versteht man unter der Speicherung einer Information auf einer
Festplatte, das dort physikalische Parameter so sind (nach, aber eben
nicht unbedingt nicht auch schon vor) dem speichern, das ein der
verwendeten Methode Kundiger das Gespeicherte reproduzieren kann.
Wenn die Platte nach dem speichern genau die gleiche Information enthaelt
wie vorher - weil zB wer nur irrtuemlich den Vorgang wiederholte, aendert
sich DADURCH rein nichts an deren Entropie. Es kann bei der Aenderung der
Entropie nur um einen an der Aenderung des Zustandes der Festplatte
gebundenen Vorgang gehen - und der ist vollkommen quantitativ unabhaengig
von der Information oder Aenderung der Information.
Post by Christian GollwitzerUnd zwar wird die Festplatte durch die
Speicherung zunächst weder leichter noch schwerer, sondern
einfach wärmer.
Vorausgesetzt, das die Speicherung ein Vorgang ist, der mit Erwaermung
einhergeht. Allerdings: Weder wird die Information anders wenn man die
Platte abkuehlt noch wenn man sie erwaermt - das erwaermen ist nur
Nebeneffekt eines anderen Vorgangs. Wenn Du auf der Platte den Inhalt
jedes Clusters um eine Position verscheibst, ist danach aus Sicht des
Nutzers genau die gleiche Information drauf - waermer wirds sie dennoch
bei den heute ueblichen Verfahren.
Post by Christian GollwitzerAbgesehen von der Energie, die man für die
Drehung und die Bewegung der Köpfe benötigt (die wird
wahrscheinlich viel größer sein), werden die Domänen
ummagnetisiert. Wenn man nun aus der Speicherdicht, der
Anisotropiekonstante des Materials und der Schichtdicke
ausrechnet, welche Energie für das Setzen eines Bits benötigt
wird, so kann man dieser thermodynamisch in Wärme verpuffenden
Energie durchaus die Entropieänderung dQ/T zuordnen.
Nur ist das nichts, was mit dem Informationsgehalt zu tun hat.
Zweifelsfrei aendert ein lesen nichts an der Information (an der
Temperatur der Platte aber durchaus) - mit der gewonnenen Kenntnis kann
man aber nun entscheiden, welche Speicherorte bereits den richtigen
Bitwert haben (respektive ihn bekommen wenn man die vorherigen aendert -
das speichern erfolgt ja nicht per Nord-Sued spndern per Wechsel oder kein
Wechsel. Bei Zufuehrung/Speicherung der gleichen information kann man dann
weniger Domaenen ummagnetisieren und haette eine andere Entropieaenderung.
Was schlicht daran liegt, das man nicht die Folge der
Informationsspeicherung sondern der Ummagnetisierung misst bei dieser
Entropieaenderung.
Also falsche Praemisse - man misst gar nicht das, was man meint zu messen.
Und dann kann man den Messwert wegwerfen.
Post by Christian GollwitzerDiese
Größe kann nun beliebig klein sein, je nach Speicherkapazität
des Materials, aber wohl nicht viel kleiner als k_Boltzmann
für ein Bit, da man ansonsten die Information durch thermische
Prozesse verlieren würde.
Du extemporierst.
Du bist gerade dabei die Grundstuecksgrenzen einer Adreesse auf mm genau
zu messen und hast uebersehen, das Du zwar in der Muellerstrasse 3, aber
nicht in Berlin sondern in Hamburg bist. Schon ein kurzes selber pruefen,
ob du denn den Voragang abgrenzen koenntest von der stinknormalen der
schwankenden Umgebungstemperatur folgenden Platte haette Dir schwanen
lassen koennen das Du mit Temperatur auf ner falschen Faehrte bist.
Post by Christian GollwitzerAber im Grunde ist die praktische Entropieproduktion sehr
einfach zu berechnen: Abgesehen von der recht kleinen
Strahlungsleistung produzieren Computer aus der ihnen
zugeführten elektrischen Energie im Wesentlichen Wärme und
erhöhen damit die Entropie.
Und zwar vollkommen unabhaengig davon, welche Informationsmengen sie
verarbeiten. Du kannst ja mal testen, ob sich da was aendert wenn Du ein
bmp-Bild einer gewaltig grossen einheitlich weisen Flaeche oder eines van-
Gogh-Gemaeldes gleicher Pixelanzahl verarbeitest. Ob die beiden Bilder
allerdings verschieden viel Inforamation enthalten ist durchaus offen (um
mit gleich noch selber zu widersprechen 8-) ).
Post by Christian GollwitzerUnd zwar um ein Vielfaches dessen,
was kT*Bitzahl/Zeit für die verarbeiteten Bits beträgt.
Was soll das denn sein: Eine Anzahl verarbeiteter Bits? Zu was werden die
denn verarbeitet? Zu Buts? Zu Kakao?
Wieviel Bit gebe ich Dir, wenn ich sage "Les mal Goethes Faust" ? Wieviel
empfaengt der, der nur chinesisch kann?
Man kann Information nicht in Bit messen, auch wenn sehr viele Leute so
tun, als ginge es. Mit Bit kann man Speicherplaetze zaehlen, ob die
ueberhaupt Information enthalten ist dabei wurst. Es ist ein Mass der
Dateilaenge und nicht des Dateiinhaltes - Information aber kann nicht
inhaltsfrei definiert werden. Nebeinbei entzieht sich Information in der
Regel der Digitalisierung, die reale Welt ist in grossen Teilen analog.
Falls Du mit Windows arbeitest, so ist der am intensivsten laufende
Prozess der Leerlaufprozess. Wieviel Bit pro Sekunde "verarbeitet" der
denn und was kommt dabei raus, was wird erarbeitet beim verarbeiten?
Gruss Gerhard
Origin: Lohnarbeit muß sich lohnen für den, der zahlt.
Nicht Arbeit muß sich da lohnen, sondern arbeiten lassen.
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